14. Oktober 2018 – Pamplona – Zariquiegui (11,6 km)
Wir sind heute Morgen wie geplant zu dritt losgelaufen, das hat mit unserem Tempo wirklich gut gepasst. Wir sind ganz gemütlich bis Zubi…, Zabi…, Zaridingsbums gekommen, dem letzten Ort unterhalb des Passes. Die Hälfte des Weges haben wir einfach verquatscht. Nach dem Mittagessen wollten Tanja und ich eigentlich weitergehen. Wir waren, nicht nur was das Gehen angeht, gut drauf und hatten Puenta la Reina als grobes Tagesziel angepeilt. Petra hatte sich dazu entschieden, zu bleiben. Wir hatten schon unsere Sachen zusammengepackt, die Rucksäcke geschultert und wollten gerade zur Türe raus, als es just in dem Moment anfing zu schütten, zu stürmen und zu donnern. Der Regen mit 90° von der Seite war dann doch ein deutliches Zeichen, den Tag hier zu beenden, Petra Gesellschaft zu leisten und die Herberge zu beziehen. Ich glaube, der Hospitalero war in dem Moment auch ein wenig überfordert, wir waren nämlich bei weitem nicht die einzigen, die hier einen ungeplanten Stopp eingelegt haben.
Aufgrund des Sturms gab es zunächst einmal keinen Strom. Da die Dusche aber trotzdem warm war und ich mich spontan für ein kurzes Nickerchen aufs Ohr gelegt habe, hat mich das nicht weiter gestört. Draußen wettert es, während ich hier warm und trocken meine Beine hochgelegt habe. Passt und mehr brauche ich auch gar nicht.
Leider gibt es hier in der Herberge keine Gesellschaftsspiele oder etwas anderes zum Zeitvertreib. Ein Kartenspiel hat natürlich auch niemand dabei, zu viel Gewicht. Da es ansonsten nicht zu viel zu tun gab – selbst die Kirche hatte geschlossen – haben wir uns ein bisschen über die Gründe unterhalten, weshalb wir den Camino gehen. Details werde ich hier aber nicht veröffentlichen, da sind private Dinge, die außerhalb unseres Pilgergrüppchens niemanden zu interessieren haben.
Auch zum Abendessen gab es in dem kleinen Ort nicht wirklich viel Auswahl, Tanja und ich sind daher quer über die Straße in das kleine Lokal, das zur Herberge gehört, gegangen. Das Essen war erstaunlich gut. Aber die Flasche Wein, die wir gemeinsam geleert haben, war noch viel besser. Eigentlich trinke ich viel lieber Weißwein, aber bei spanischem Vino Tinto könnte ich auf den Geschmack kommen. Petra kam später auch noch dazu und wir haben uns bis kurz vor Sperrstunde der Herberge wirklich gut unterhalten und viel gelacht.
Petra hat sich daran erinnert, dass sie und ich uns schon in Roncesvalles begegnet sind – und ja, richtig: Ich kann mich noch eine eine Frau erinnern, die verzweifelt auf der Suche nach Ihrem Poncho war und im kompletten Schlafsaal jeden Pilger gefragt hat, ob er oder sie denn das gute Stück vielleicht irgendwo gesehen hat. Ich war so platt, dass ich mich zwar daran erinnere, dass sie mich angesprochen hat, aber ein Gesicht hätte ich ihr in dem Fall überhaupt nicht zuordnen können. Sie hat ihren Poncho übrigens wiedergefunden.
Da es heute so gut gelaufen ist, unabhängig von den Wetterkapriolen, wollen wir auch morgen wieder gemeinsam los. Wenn ich es langsam angehen lasse, läuft es sogar sehr gut. Vielleicht bilde ich mir das ein, aber wenn ich alleine unterwegs bin, fällt es mir irgendwie schwerer, mein Tempo zu mäßigen. Wenn dann noch jemand knapp vor mir läuft, versuche ich unbewusst, dessen Tempo mitzugehen. Warum auch immer, aber das ist echt tödlich für meine Kondition. Der ungeplante halbe Tag Pause als zusätzliche Regeneration hat wirklich gutgetan.