24. Oktober 2018 – Villafranca Montes de Oca – Cardeñuela Riopico (28,4 km)
Was Tanja und ich bei der Wahl unserer Unterkunft nicht berücksichtigt haben, war deren Lage direkt an der Straße. Offenbar fahren dort alle LKW, die von Osten nach bzw. in Richtung von Burgos wollen, lang. Das auch nicht eben langsam oder vorsichtig, sondern mit ordentlich Karacho und Lärm. Mit Ohrstöpseln ging es aber, allemal besser als eine Horde Schnarcher.
Wir haben uns den Luxus gegönnt, bis kurz vor 8 Uhr zu schlafen und sind dann nach dem Frühstück erst um kurz nach 9 Uhr los. Die Anstiege heute waren zwar ordentlich, aber alle gut schaffbar, trotzdem hätte ich denn Weg zur nächsten Herberge gestern definitiv nicht mehr laufen wollen. Die Beschreibung im Pilgerführer ist aber trotzdem ein bisschen übertrieben. Der Camino kam zwar stellenweise einem schönen Waldweg schon recht nahe (bitte mehr davon!), aber es hat sich teilweise doch ziemlich gezogen. Links und rechts des Weges war zwar durchgängig dichter Wald, aber der Camino an sich war für den Großteil des Tages eine etwa 50 m breite, sandige Feuerschneise. Zwischendurch gab es aber eine nett gemachte, fast schon gemütliche „Verpflegungsstation“, bei der sich eine Pause mehr als angeboten hat.
…better than hate in apple!
Hinter Atapuerca – hier wurden menschliche Überreste gefunden, die noch deutlich älter als die Neandertaler sind, an den Ausgrabungen kommt man aber nicht direkt vorbei – ging es unerwartet ordentlich bergauf. Der Anstieg war hier weniger das Problem, aber der Untergrund war extrem steinig. An einem eingezäunten Militärgelände vorbei kraxelt es sich hier einigermaßen unbequem bis auf eine kleine Hochebene, wo auch wenig anderes wächst außer offenbar Steinen. Die Sonne brennt ordentlich, aber Drei-Wetter-Taft hilft uns da auch nichts.
Wir sind dann noch bis in das nächste Dorf, hinter der Hochebene weitergezogen. Zumindest bis in das erste Dorf, dass diesen Namen auch verdient und eine Herberge besitzt. Das Kleinod hört auf den schönen Namen Cardeñuela Riopico. und liegt etwa 12 km vor Burgos. Morgen wird es dann also wieder eine gemütliche Halbtageswanderung. Das passt, da ich in der Stadt meine Vorräte auffüllen muss und so bleibt entspannt Zeit zum Einkauf und auch noch genug Luft, um sich die Kathedrale und die Stadt anzuschauen.
Zielgenau haben wir uns auch heute wieder eine Herberge ausgesucht, die wir für uns alleine haben. Dazu noch echt günstig – Übernachtung, super reichliches und leckeres Abendessen und Frühstück für insgesamt 16,50 €. Es gibt sogar ein Mini-Schwimmbecken, aber für mehr als ein kurzes Fußbad ist das Wasser viel zu kalt. Nach einer ausgiebigen Dusche, bei der ich erst einmal 10 Minuten gebraucht habe, um zu kapieren, wie die Armatur funktioniert (und das mir, als Ingenieur…), wurde dann prompt der Rest des Schlafsaals von uns mit Wäscheleinen abgespannt und als Trockenraum für unsere frisch gewaschenen Klamotten benutzt. Da die Heizung nicht richtig funktioniert, haben die Hospitaleros uns einen Heizlüfter in den Raum gestellt. So hatten wir es schön warm und die Wäsche wurde auch schnell trocken.
Das Abendessen war wirklich lecker. Aber irgendwie war mir das heute besonders unangenehm, dass unsere Gastgeber nur für uns zwei den ganzen Aufwand treiben müssen. Irgendwann waren wir dann wirklich alleine, da die Hospitaleros Feierabend gemacht haben und zu uns meinten, wenn wir fertig seien, sollen wir einfach das Licht ausmachen und die Tür hinter uns zuziehen. Wir sind auch nach dem Essen gar nicht mehr lange sitzen geblieben, sondern haben uns in unseren mittlerweile mollig warmen Schlafsaal verzogen. Noch ein bisschen quatschen, lesen, Musik hören. Es hat nicht lange gedauert, da war von Tanjas Bett ein leises Schnarchen zu vernehmen. Ich habe das dann als Zeichen genommen, den Tag auch zu beenden.