Camino Francés Tag 16 – Wow!

25. Oktober 2018 – Cardeñuela Riopico – Burgos (11,0 km)

Gemütlich gefrühstückt und dann gleich los. Was die Hospitaleros für uns an Süßkram aufgefahren haben, hätte für eine Kompanie gereicht. Dabei waren wir mehr oder weniger wieder Selbstversorger, denn bis auf das frische Brot war alles schon gestern Abend vorbereitet. Einen halben Stern Abzug gibt es aber für den Kaffee. Pulverkaffee aus dem Automaten. Naja…

Draußen waren es heute Morgen entspannte 2 °C, ein Vorgeschmack auf den Wetterumschwung, der uns spätestens übermorgen ereilen soll. Dafür ging es heute noch einmal durch strahlenden Sonnenschein, ganz gemütlich nach Burgos.

Die Herberge macht erst um 14:00 Uhr auf, wir waren schon um 12:00 Uhr da. Also kurzerhand direkt auf in Richtung der Kathedrale zum Besichtigungsprogramm. Wahnsinn! Absolut beeindruckend und wunderschön. Naja, zum Großteil wunderschön – es gibt eine Kapelle aus dem Barock oder Rokoko (keine Ahnung, bin halt Kunstbanause), in der einen gefühlt 5.000 Putten in allen Formen, Farben und Größen von allen Seiten aus angrinsen. Wer’s mag… Aber das meiste an diesem Gebäude ist einfach umwerfend. Ich kann guten Gewissens behaupten, dass die Kathedrale von Burgos eine der schönsten Kirchen, wenn nicht eines der schönsten Gebäude überhaupt ist, dass ich je gesehen habe – und das sage ich nicht, weil sie maßgeblich von einem Kölner entworfen und gebaut wurde!

Tanja hat sich ein Set Karten mit Sinnsprüchen gekauft und ich durfte mir eine davon ziehen. Superliebe Geste. Wie „mein“ Spruch lautet, wird hier aber nicht verraten.

Neben der Kathedrale ist Burgos auch insgesamt eine schöne Stadt. Das fing schon mit unserem „Einmarsch“ an, als wir das erste Mal eine Wegalternative ausprobiert haben. Statt Vorstädten und Beton schön am Fluss entlang durch Wald und Parks. Teilweise wirklich schöne, ebene Waldwege. Waldwege! Ich bin so glücklich! Die Strecke würde dadurch zwar ein paar Meter länger, aber das war es allemal wert. Der eigentliche Weg soll dagegen so richtig schön ätzend sein. Bätsch!

Dabei haben wir anfangs gleich mal den Abzweig verpasst und sind dann erstmal doch 5 Minuten an der Hauptstraße entlang gegangen. Da wir beide aber viel zu faul waren, um wieder zurück zu laufen, ging es kurzerhand unter der Straße in einem fast ausgetrockneten Bachbett durch, auf der anderen Seite die Böschung wieder hoch und dann durch mannshohes Grünzeug auf den Weg durch den Park. Gut, dass dort kein Zaun war – ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich da keine große Lust gehabt hätte, drüberzuklettern.

Tanja und ich hatten beide abends kein großes Bedürfnis nach einem Pilgermenü. Wir haben uns als Alternative eine schicke Pizzeria ausgeguckt, in der wir mit unseren Pilger-Freizeit-Outfit ein bisschen aus dem Rahmen gefallen sind. Es könnte mir nichts egaler sein! Zu Hause wäre mir das sicher hochnotpeinlich, aber hier kennt mich ja niemand. Wir schlemmen beide eine hervorragende Pizza und trinken dazu ausnahmsweise einen Weißwein. Fast schon Anarchie, oder? Ein bisschen vergessen wir die Zeit, aber in die Herberge schaffen wir es dann doch noch gerade rechtzeitig vor dem Einschluss.

Morgen geht es dann in die ersten Ausläufer der Meseta, bevor dann ab übermorgen die wirklich „spannenden“ Etappen kommen. Endloses, baumloses, plattes Land. Da müsste ich eigentlich gut Kilometer machen können. Falls es zu langweilig wird, ich habe ja auch jede Menge Musik und ein paar Hörbücher auf dem iPod dabei. Ob das aber bei Regen, Kälte und Wind ein großer Spaß wird, wird sich dann zeigen.

2 Gedanken zu “Camino Francés Tag 16 – Wow!

  1. Audrey im Wanderland – Bloggerin bei Audrey im Wanderland, meinem Fernwanderblog, auf dem ich fast 2.500 erwanderte Kilometer Etappe für Etappe zum Leben erwecke. Nach dem „Prinzip Lindenstraßen“ gibt es jeden Sonntag einen neuen Tagesbericht zum Nachlesen.
    Audrey im Wanderland

    Wie unterschiedlich Strecke ist! Für mich war die Strecke am Flughafen entlang und dann durch das Naherholungsgebiet der blanke Horror, weil sie gefühlt nur aus tiefem Matsch bestand. Wenn man bei dir mitliest, bekommt sie einen völlig neuen Charakter 😊

    1. Der Part am Flughafen entlang war eher langweilig – aber wir haben eh‘ die ganze Zeit gequatscht, da fiel das gar nicht so auf. Am Fluss entlang durchs grüne war bei Sonnenschein einfach nur ein Traum.

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