13. November 2018 – Palas de Rei – Arzúa (30,1 km)
Das war eine ordentliche Strecke heute, bin gut geschafft. Gut, dass die letzten beiden Etappen da eher entspannt sind, meine Oberschenkel finden, dass es reicht. Auch nach 5 Wochen Wandern schwitze ich bei Steigungen immer noch dermaßen, dass mir die Suppe nur so von der Stirn tropft. Dabei finde ich es aber deutlich weniger anstrengend, als zu Beginn. Naja, ist halt so und wird sich jetzt in den letzten Tagen auch nicht mehr ändern.
Mitten in einem kleinen Waldstück auf einmal ein Menschenauflauf. Naja, zumindest waren es 5 Pilger auf einen Haufen, die sich um einen jungen Mann geschart haben, der nicht nur Stempel verteilt, sondern auch gleich Siegel in den Credential drückt. Das ganze für einen guten Zweck, denn er – selbst unterschenkelamputiert – sammelt für den spanischen Behindertensportverband. Klar gibt es von mir auch eine Spende, ich entscheide mich allerdings für die etwas schlichtere Version des Siegels. Im Angebot waren nämlich auch noch welche mit an einem Bändchen befestigten Glöckchen. Ich finde, man kann es auch übertreiben.
Die ganze letzte Woche irgendwie schon, aber heute war es extrem – irgendwie ist beim Laufen der Kopf total leer. Habe zwar ein paarmal an die verschiedenen Leute gedacht, die ich auf dem Camino bisher getroffen habe und wie es wohl sein wird, in Santiago anzukommen. Aber den Großteil der Zeit denke ich an absolut gar nichts und bewundere einfach nur die Landschaft. Sieht ein bisschen so aus, wie in den Ardennen. Hätte nicht gedacht, dass ich überhaupt in der Lage bin, so komplett abzuschalten. Total ungewohnt, aber toll.
In Melide gibt es wohl DAS Pulpo-Restaurant am Jakobsweg. Ich bin dran vorbei gelaufen und es sieht schon nett aus, wie die Tintenfische in der offenen Küche zubereitet werden. Gerochen hat es auch wirklich gut. Trotzdem bin und bleibe ich kein großer Fan von Meeresfrüchten und ich konnte mich nicht dazu durchringen, einzukehren und zu probieren. Bin halt ein Schisser.
Die Herberge heute besticht durch ihre nicht funktionierende Heizung. Aber auch das werde ich überleben. Zitternd. Insgesamt aber auch nix besonderes, Jugendherbergs-Charme. Seit längerem wieder mal ein riesiger Schlafsaal, glaube auf den anderen Etagen gibt’s noch mehr davon. Aber ich werde mich nicht beschweren, denn: Es gibt einen Aufzug! Keine Treppen steigen!