Mosel-Camino Tag 2 – Ich gehe ins Kloster

09.04.2019 – Alken – Kloster Maria Engelport (12 km / 25 km)

Das Frühstück heute Morgen war der Hammer. Dafür hat es sich gelohnt, ein paar Euro mehr in die Unterkunft zu investieren. Das Problem dabei ist (gut, das will nicht unbedingt jeder wissen, aber es gehört halt dazu), dass ich seit zwei Tagen ein ziemliches Verdauungsproblem habe. Ich würde wirklich gerne mal wieder aufs Klo. Momentan habe ich das Gefühl, drei Kilogramm verdautes Essen mit mir ‚rum zu schleppen und alles was ich esse und trinke sammelt sich weiter nur in meinem Magen an. Der Weg bis nach Hatzenport, etwa 5 Kilometer, war eigentlich richtig schön flach und gut zu laufen. Der Druck auf Magen und Darm hat mir allerdings ziemlich zugesetzt, selbst die paar Treppenstufen auf dem Weg waren eine kleine Herausforderung. Danach haben mich die beiden Pilger von gestern wieder überholt. Als ich im Alken gestartet bin, habe ich sie noch beim Frühstück in ihrer Pension sitzen sehen. Auf dem Anstieg zum Gleitflieger-Startplatz am „Küppchen“ war es für mich dann wieder völlig vorbei. Wäre ich noch langsamer gelaufen wäre ich rückwärts gegangen. Ich hatte zwischendurch immer wieder das Gefühl, mich übergeben zu müssen Nicht schön. Trotzdem habe ich es bis 13 Uhr bis zur Burg Eltz geschafft. Ich konnte mich aber nicht dazu durchringen, mir die Burg auch von ihnen anzuschauen. Im Burgcafé noch eine Kleinigkeit getrunken, aber etwas essen? Nee da konnte ich mich beim besten Willen nicht zu durchringen. Wenn ich alleine schon an die Brote denke die ich mir heute Morgen beim Frühstück auf Drängen meiner Gastgeberin eingepackt habe, wird mir schon wieder schlecht.

Burg Eltz jedenfalls ist das, was ich mir als kleiner Junge immer unter der typischen Ritterburg vorgestellt habe. Ist ja auch eine der wenigen Burgen in Deutschland, die nie zerstört wurden. Ich werde definitiv irgendwann wieder kommen und mir das Schmuckstück komplett anschauen.

Bis hierher jedenfalls hatte das Wetter sogar außergewöhnlich gut mitgespielt, eigentlich sollte es heute Vormittag anfangen zu regnen. Aber hey, ich nehme es gerne mit, wenigstens etwas Positives an diesem insgesamt besch…eidenen Tag.

…und ja, danach bin ich abgeknickt. Ich habe mir ein Taxi gerufen. Hatte noch kurz überlegt, ob ich es bis Karden schaffe. Aber angesichts des Anstiegs hinter Burg Eltz und der Menge an noch zu laufenden Kilometern, habe ich einfach nur resigniert und mir ein Taxi bis Kloster Maria Engelport gerufen. Das ist total dämlich, auf dem Camino Frances wäre ich einfach bis ins nächste Dorf gelaufen und dort in die erstbeste Herberge gefallen, aber hier habe ich ja vorab reserviert. Verbindlich. Und das nicht nur für einen Tag, sondern auch schon für die kommenden Tage. Das heißt, meine Etappenplanung wäre total für die Füße und das Geld für die reservierten Zimmer müsste ich trotzdem bezahlen (Wobei mir das echt noch egal wäre. Es trifft ja keinen Armen.). Im Gegensatz zum Frances habe ich hier aber überhaupt kein schlechtes Gewissen. Ist halt so. Feierabend. Entweder ich lasse mir mein Frühstück nochmal durch den Kopf gehen oder es ist Schluss für heute. Einen der wenigen Stempel am Mosel-Camino hätte es noch in Treis-Karden gegeben, aber Pech gehabt. Wer nicht da war, hat auch keinen Stempel verdient.

Das Kloster Maria Engelport jedenfalls ist toll. Mitten im Grünen. Und man hat keinen Handyempfang. Seit kurz hinter Koblenz war es meistens so, dass es kein mobiles Internet gab und hat sich seither eigentlich nicht verändert. Zumindest telefonieren ginge aber meistens noch, immerhin. Noch ein Vergleich zum Camino Frances – dort wird man überall mit „Free WiFi“ und perfektem Handyempfang geködert und man muss selbst schauen, dass man als digitaler Nomade unterwegs ist. Hier auf der Mosel-Camino wird man quasi dazu gezwungen. Digitales Entwicklungsland Deutschland.

Zum Abschluss des Tages war ich noch im Abendgebet, der Komplett. Wie der Rest der Messen und Gebete hier in Engelport nach der „außerordentlichen Form des Römischen Ritus“. Das heißt: auf Latein und der Pfarrer steht eigentlich die ganze Zeit mit dem Rücken zur Gemeinde. Gewöhnungsbedürftig aber interessant. Die eigentliche Abendmesse hatte ich leider verpasst.

Auch Thomas und Bernd (jaja, ich und Namen…) sind hier abgestiegen, beide habe ich aber erst beim Abendessen getroffen. Zwar gibt es im Pilgerhaus des Klosters die typischen Etagenbetten, d.h. es könnten jeweils 6-8 Pilger in einer Kammer übernachten, aber offensichtlich wurde jeder von uns in seiner eigenen Kammer einquartiert. Soll mir auch recht sein. Viel Platz, um meine Klamotten zum Lüften auszubreiten und kein störendes Schnarchen. Das Essen jedenfalls war absolut in Ordnung. Einer der Brüder brachte seine Sorge zum Ausdruck, dass es wohl nicht für drei hungrige Pilger reichen könnte. Wir haben ihm zwar versichert, dass ein großer Pott Nudelsalat und Fruchtquark als Nachtisch mehr als ausreichend sind, aber er hat darauf bestanden, uns noch etwas zu bringen. Kurz darauf stand dann noch ein ordentlicher Teller mit Schnittwurst auf dem Tisch – und das in der Fastenzeit…

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