Was macht blubb und riecht komisch?

(Island Roadtrip Teil 4)

Die Antwort darauf gibt es ein bisschen weiter unten. Bis dahin dürft ihr gerne noch über ein paar andere Orte lesen, die ich während meiner Island-nicht-ganz-Rundreise besucht habe. Diesmal bewegen wir uns fast die ganze Zeit über im Süden der Insel, bevor es zum Schlussakkord in Dur nach einmal kurz zurück in den äußersten Westen geht.

Zurück am Strand

Der nächste Ausflug hat mich wieder ans große Wasser geführt. Diesmal allerdings in überwiegend fester Form. Die Gletscherlagune Jökulsárlón war dann gleichzeitig auch der östlichste Punkt meiner Island-Reise.

Leider hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war regnerisch, stürmisch und der Gletscher an sich hat sich hinter einem Wolkenschleier versteckt. Wenn das Wetter einigermaßen gut ist, ist das hier sicherlich ein Träumchen. Ich glaube, so nah war ich noch nie an Eisbergen dran. Mit ein bisschen Glück bekommt man auch mit, wie der Gletscher kalbt. Eine Gletschertour wäre bestimmt auch spannend, aber bei so einer Waschküche wie heute bestimmt nicht zu empfehlen und wahrscheinlich auch zu gefährlich.

Direkt am Wasser war das Wetter zwar nicht viel besser, aber die Wolken waren mir egal. Ich war nur froh, dass ich meinen Poncho dabei hatte. Ich war also also hüpfender (naja…) roter Punkt unterwegs. Wenn ich mir ein Seil ans Bein binde, die Arme ausbreite und Anlauf nehme, könnte ich mich wahrscheinlich selbst als Drachen steigen lassen.

Woher der Strand den Beinamen „Diamond Beach“ hat, ist unschwer zu erraten. Hier werden die Eisberge angespült, die ihren Weg aus der Gletscherlagune gefunden haben. Nicht nur, dass einige ordentliche Oschis in der Brandung liegen, viele kleinere Bruchstücke liegen als skurrile, fraktale Figuren am Strand. 1000e Jahre altes, sauberes Gletscherwasser. Wahrscheinlich könnte man ohne Weiteres mal dran lutschen. Nein, ich habe das nicht ausprobiert…

Auf dem Rückweg zum Hotel biege ich spontan in einen unbefestigten Weg ab, der mich ein bisschen näher an den Rand des Kvíárjökull bringt. In den Alpen habe ich ja schon den einen oder anderen Gletscher gesehen oder bin sogar drauf Ski gefahren. Aber das hier sind noch mal völlig andere Dimensionen!

Wie schon erwähnt, als Ingenieur für Luft- und Raumfahrt (zumindest habe ich das mal studiert) interessiere ich mich für alles, was fliegt oder mal irgendwann geflogen ist. Also besuche ich auf dem Rückweg noch das Wrack der 1973 notgelandeten DC-3 der US-Navy am Strand von Sólheimasandur. Geek Modus an: Eigentlich ist es eine C-47 – wenn man es ganz genau nimmt eine C-117D.

Das Wrack liegt auf Privatgrund. Seit ein paar Jahren ist das Gelände eingezäunt und man kommt nur noch über einen markierten Weg dorthin. Eine Strecke braucht – bei meinem zügigen Tempo – etwa 45 Minuten. Man läuft durch eine Mondlandschaft. Um einen herum ist quasi nichts, nur schwarzer Boden aus Lavastein ohne jede Vegetation.

Instagrammer oder ähnliche Typen bevölkern leider auch diesen Ort. Auch hier ist Justin Bieber nicht ganz unschuldig. Ich weigere mich übrigens weiterhin, das Video hier verlinken!

Abstecher zum Kratersee

Weil ich Zeit habe, weil ich gute Laune habe und weil ich auch mal schauen möchte, was es neben der Ringstraße noch so alles gibt, komme ich mehr oder weniger zufällig am Kratersee Kerið vorbei. Im Internet hatte ich davon Fotos gesehen, nur deshalb schenke ich dem Wegweiser am Straßenrand überhaupt Beachtung. Hier ist das Parken ausnahmsweise kostenlos, dafür kostet der Eintritt eine Kleinigkeit – der See liegt auf Privatbesitz.

Bis hoch an den Kraterrand und um den gesamten Krater herum ist ein schön angelegter Rundweg. Auf der anderen Seite kann man bis hinunter ans Wasser. Leider ist das Wetter so grau, dass meine eigenen Bilder mir nicht so recht gefallen mögen. Das rote Gestein kommt im Kontrast zur grünen Natur und dem blauen Wasser bei Sonnenschein bestimmt deutlich besser zur Geltung. So war es für mich ein „kann man mal machen, muss aber nicht nochmal sein.

Schwefelgeblubber

An meinem letzten ganzen Tag auf Island hat das Wetter gegen Mittag ein Einsehen, gibt sich alle Mühe und ändert seinen Status auf „Sonne satt“. Das kommt mir ganz gelegen – bei schlechterem Wetter wäre ich noch einmal nach Reykjavik gefahren. Aber so mache ich einen Schlenker in den Süden der Halbinsel Reykjanes und schaue mir das Thermalgebiet Seltún an.

Um endlich mal die Frage aus dem Titel dieses Beitrags zu beantworten: Hier macht es an jeder Ecke blubb. Es dampft überall und es riecht ganz intensiv nach faulen Eiern, also Schwefel(wasserstoff). An vielen Stellen ist die Erde durch das Mineral gelb verfärbt. Durch den Sonnenschein sind die verschiedenen Rot-, Gelb- und Brauntöne echt intensiv und es sieht einfach genial aus. Auch oder gerade wegen dem Kontrast zur grau gefärbten Brühe in den Tümpeln.

Hier sollte man auch tunlichst auf den Bretterbohlen der Wege bleiben. Abgesehen davon, dass das Wasser kochend heiß ist, das was nach festem Untergrund ausschaut, ist nicht immer welcher.

Ein Stück weiter die Straße westwärts kommt man an die Abzweigung zur „Blauen Lagune“. Himmelblau-weißes Wasser in natürlichen Becken, mitten in schwarzer Lava – wow! Das Ganze ist allerdings nicht natürlichen Urprungs. Das Thermalkraftwerk hier pumpt Wasser in die Tiefe, wo es sich erhitzt und so die Dampfturbinen antreibt. Dabei bringt es eine ganze Menge Mineralien mit sich, die hier mit dem Wasser in die Landschaft gepumpt wurden. Dadurch haben sich in den natürlichen Vertiefungen die einzelnen Becken gebildet. Weil es nett anzuschauen ist, das warme Wasser anziehend wirkt und der Schlamm außerdem gesund sein soll, hat sich hier die Blaue Lagune als Schwimmbad und wahrscheinlich größte Touristenfalle (meine ganz persönliche Meinung) Islands angesiedelt. Da die ganzen Leute (der Parkplatz ist gerammelt voll) aber alle im Schwimmbad sind und ich eine größere Runde drumherum drehe, hält sich für mich der Betrieb in Maßen.

Rückreise

Die letzte Nacht verbringe ich im Flughafenhotel. Da mein Flug gleich frühmorgens geht, brauche ich nur schnell über die Straße gehen und stehe im Terminal. Außerdem kann ich so in Ruhe meinen Kram aus dem Auto ausräumen und wieder vernünftig in die Reisetasche packen. Das Volltanken geht auch ohne Zeitdruck, so dass ich dann tiefenentspannt am frühen Abend an der Mietwagenrückgabe stehe, das Auto noch schnell auf Schäden begutachten lasse und dann gemütlich zum Hotel laufe. Die Dame am Schalter der Mietwagenfirma meint zwar, dass ich auch das Shuttle nehmen kann, dass ein paar mal in der Stunde hier hält, aber ich habe nicht unbedingt Lust, zu warten. Abgesehen davon kann ich so noch ein bisschen durch den Sonnenschein laufen.

Einchecken und am Gate auf den Flieger warten ist wie an jedem Flughafen unspektakulär und langweilig. Der Flieger startet nach Westen, was bedeutet, dass er eine Schleife fliegen muss, um auf den richtigen Kurs Richtung Mitteleuropa zu kommen. Da es inzwischen hell geworden ist und Island offenbar auch heute ein sehr sonniger Tag erwartet, kann ich aus dem Fenster noch einen tollen Blick auf Reykjavik und die Gletscher im Süden erhaschen, bevor es raus auf den Nordatlantik geht.

Fazit

Toll. So einfach ist das, kurz und bündig. Einfach toll. Landschaftlich ganz weit vorne, vielfältig, interessant, nette Leute. Mir fallen 1000 gute Gründe ein, wiederzukommen. Alleine schon, um mir den Rest der Insel anzuschauen – die Westfjorde, die Westmännerinseln, das Hochland und überhaupt den Norden und Osten der Insel. Bis dahin übe ich dann ein bisschen Isländisch, damit ich mir nicht bei jedem zweiten Wort die Zunge verknote.

Ein Gedanke zu “Was macht blubb und riecht komisch?

  1. Jawohl, das kann ich bestätigen. Wenn nur nicht die ganzen Selfie Touristen auf der Jagd nach Game of Thrones und Justin Locations wären… Danke für den tollen Bericht.

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