Caminho Português – …und nu?

Gedankenspiele

Ja, ich bin ein wenig schwermütig. Auch wenn ich zur Zeit aus verschiedenen privaten Gründen eigentlich ziemlich glücklich bin. Die gehören aber hier nicht her. Zumindest noch nicht, vielleicht wird da irgendwann Mal ein eigener Beitrag draus. Die Situation, was meinen Arbeitgeber angeht, hat sich allerdings noch nicht geändert, aber immerhin werden seit Mitte vergangener Woche Gespräche über den Sozialplan geführt. Einige lieb gewonnene Kollegen haben sich aber schon freiwillig verabschiedet, will heißen: Sie haben gekündigt.

Nach meiner groben Planung wäre ich eigentlich vorgestern in Santiago angekommen, hätte dann gemütlich einen Tag ausgespannt und wäre heute auf der ersten Etappe nach Fisterra unterwegs. Oder es wäre alles ganz anders gekommen, wer weiß…?

Aber lamentieren hilft ja nichts. Außerdem rede ich mir schon seit ein paar Tagen ein, dass es auch sein gutes hat. Schließlich hat es in Portugal und Galicien seit Wochen nur geregnet. Das wäre sicherlich ein ätzender Caminho geworden. Ganz bestimmt. Ich muss mir das nur oft genug vorsagen…

Immerhin habe ich es zum ersten Mal seit Jahren wieder auf den Aachener Hausberg, den Lousberg geschafft. Entgegen eines während des Studiums entstandenen Vorhabens, nämlich der Erstbesteigung mit Sauerstoffausrüstung, ganz gemütlich, bei strahlendem Sonnenschein und alleine. Wobei alleine dann auch wieder relativ ist, es waren ganz schön viele Leute unterwegs.

Zum „Gipfel“ hätte ich auch außenrum laufen können, aber es musste ja die Treppe sein. Naja. So oder so ist es von meinem zu Hause aus ein gemütlicher Spaziergang, der hin und zurück in zwei Stunden locker zu machen ist. Plus die Zeit, die man oben rumgammelt.
Während ich auf dem Hinweg absichtlich um die Innenstadt einen Bogen geschlagen habe, ging es auf dem Rückweg quer durch. Da habe ich die Gelegenheit gleich noch genutzt und habe dem Dom noch einen kurzen Besuch abgestattet. Abgesehen davon, dass es innen schön kühl war, finde ich das Gemäuer immer noch faszinierend. So leer habe ich den Dom – und das an einem Samstag – auch noch nie erlebt. Es waren vielleicht inklusive mir fünf Personen drinnen. Auch dafür ist natürlich auch CoV verantwortlich, denn die ganzen Touri-Gruppen bleiben aus.

Zur Zeit entspannt sich die Gesamtsituation ja ein wenig – und ich hoffe ganz ehrlich, dass die Lockerungen das Pendel nicht wieder in die andere Richtung schwingen lassen.
Ab Mitte Mai habe ich Urlaub. Zwei Wochen lang. Ich habe ein bisschen getrickst, um die drei Wochen, die ich für den Caminho veranschlagt hatte, verschieben zu können. Vielleicht ist es bis dahin ja möglich, dass man zumindest die Wanderwege hier im Grenzgebiet wieder vernünftig nutzen kann. Dann wird es die Göhltalroute. Andernfalls bleibe ich national-regional und starte den Eifelsteig. Von dem bin ich zwar schon ein paar unzusammenhängende Etappen vor Jahren gewandert, aber nie zusammenhängend. Selbst wenn das dann mit Übernachtungen an den Etappenzielen nicht klappt, weil nach wie vor alles geschlossen ist, kann ich zumindest die ersten Tage mit dem ÖPNV hin und herfahren. Auch wenn das ziemlich albern, unpraktisch und nervig ist. Aber Hauptsache raus an die frische Luft!

Was dann?

Meinen zweiten Urlaubsblock 2020 habe ich in den September schieben können. Dann drei Wochen am Stück. Ich hoffe so sehr, dass die Welt bis dahin wieder halbwegs normal tickt. Auch wenn ich skeptisch bin, was Galicien bzw. Spanien angeht. Immerhin hat es Portugal nicht so schwer erwischt und die Situation dort bessert sich zusehends. Aber ob es dann für einen Caminho ausreicht? Da müsste schon ein kleines Wunder geschehen. Aber ich bin ja Optimist.


Bleibt weiterhin gesund und lasst Euch nicht unterkriegen!

6 Gedanken zu “Caminho Português – …und nu?

  1. lecw – Germany/Deutschland – Unser gemeinsames Hobby: das Wandern und Radwandern...:-)
    lecw

    Solche Gedanken kenne ich. Wir haben seit gestern zwei Wochen Urlaub und wären heute auf der ersten Rennsteig-Etappe unterwegs. Wir wollen versuchen, wenigsten ein paar Tage „richtig“ zu wandern und auf der Alb dabei wild zu Zelten. Ein bisschen Abenteuer muss sein! 😉

    1. Wild zelten fällt hier in der Gegend eigentlich aus – dazu ist das alles hier viel zu dicht besiedelt. Ausnahmen wären die Eifel, da ist es im Nationalpark aber strengstens verboten oder die Ardennen – aber dafür müsste man halt erst einmal überhaupt nach Belgien reinkommen…

      Oder aber man fragt nett beim nächsten Bauern, ob man sein Zelt irgendwo aufschlagen darf. Aber wenn man da Pech hat, sucht man halt stundenlang. Dann wird mir das Abenteuer schnell zu nervig 😉

      Bleibt gesund und viel Spaß
      Stefan

      1. lecw – Germany/Deutschland – Unser gemeinsames Hobby: das Wandern und Radwandern...:-)
        lecw

        Wir haben beschlossen, dass wir in Hütten am Weg übernachten. Das ist nämlich kein „Zelten“, was in BW verboten ist. 😆Wir werden darüber dann am nächsten WE berichten!

        1. Hütten sind eigentlich eine echt gute Alternative. Allerdings ist auch hier die Eifel so derbe überlaufen, dass man in vielen der Hütten – die vielfach nicht mehr als ein stabiler Regenschutz sind – gar nicht übernachten WILL. Ich habe das schon oft gesehen, dass die komplett zugemüllt sind und die Rückseite von Tagestouris idR auch als Klo genutzt wird.

          Generell würde ich das auch gerne Mal wieder tun, aber definitiv nicht alleine. Nachdem ich vor ein paar Jahren abends „Besuch“ von ein paar Assis bekommen habe und aus der Nummer nur ohne Schaden rauskam, weil zufällig der Förster vorbeikam, habe ich da recht wenig Bedarf. Die Nacht habe ich dann zwar sehr nett bei dem Förster zu Hause auf dem Sofa verbracht und es gab tolles Abendessen und 1A Frühstück, aber trotzdem muss ich das nicht mehr haben…

  2. Gratulation zur Erstbesteigung des Lousberg ohne Sauerstoffmaske 😉 Jetzt bist Du bereit für die nächste Herausforderung.

    Wir wären sicherlich fast zur gleichen Zeit in Santiago de Compostela angekommen, lieber Stefan. Ich habe auch immer wieder mal das Wetter am portugisischen Weg gecheckt und war fast erleichtert, dass es in der zweiten Wanderwoche quasi durchgeregnet hat…

    Um im Training zu bleiben, werde ich ab Mitte Juni kreuz und quer durch den Schwarzwald wandern, es gibt immer genügend Wasserquellen und Schutzhütten, so dass man (frau) nicht zwingend eine Einkehrmöglichkeit braucht… Und ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht geht ja doch im letzten Quartal wieder was auf den Jakobswegen. LG SonjaM

Kommentar verfassenAntwort abbrechen