Heidschnuckenweg Tag 2 – Läuft!

05. September 2021 – Buchholz i.d. Nordheide – Handeloh (15 km + ca. 1,5 km)

Nachdem der Start gestern ja eher in die Kategorie “unterdurchschnittlich, Tendenz mies” einzuordnen war, bin ich wirklich gespannt, was der Heidschnuckenweg heute für mich in petto hat. Auf dem Papier schön einfach und kurz. Das Wetter soll auch fast optimal werden und mein Fuß scheint mir den Akt von gestern auch nicht allzu übel genommen zu haben. Also lasse ich’s drauf ankommen und werde letzten Endes belohnt.

Es geht sich gut an

Nachdem ich gestern totmüde ins Bett gefallen bin, konnte ich mir gar keine Gedanken mehr darüber machen, wie es heute wohl werden wird. Nicht, dass das jemals schon mal etwas gebracht hätte, aber da läuft mein Kopfkino gerne in Endlosschleife. So aber habe ich geschlafen, wie ein Stein und werde erst von meinem lärmenden Wecker geweckt. Dem Blick auf die Uhr zufolge, hat er sich schon gut fünf Minuten ausgetobt, bevor ich ihn wahrgenommen habe. Ich bin sowas von ausgeschlafen! Der Blick aus dem Fenster zeigt einen zwar nicht strahlend blauen, aber zumindest einen mit nur wenigen weißen Flecken übersähten Spätsommerhimmel. Der Wetterbericht vom Frühstücksfernsehen erzählt passend dazu, dass das über Tag so bleiben soll und das bei angenehmen 23 °C. Das Wichtigste für mich ist aber, dass mein Fuß weder geschwollen ist, noch irgendwie seine Farbe ins rötliche verändert hat, noch sonst irgendwelche Probleme macht. Hervorragende Voraussetzungen für einen prima Wandertag.

Eigentlich spräche nichts dagegen, gleich alles zusammenzupacken und loszuziehen. Aber aus dem Wanderführer weiß ich, dass es heute keinerlei Möglichkeiten gibt, irgendwo einzukehren. Wenn ich einen Umweg von knapp 2km in Kauf nähme, gäbe es zwar ein Café, aber da wäre es auch so schon nicht mehr allzu weit bis zum Ziel in Handeloh. Also möchte ich wenigstens eine Kleinigkeit frühstücken und mir auch gleich etwas für unterwegs einpacken. Was Flüssigkeiten angeht, komme ich wie eigentlich immer mit Wasser klar und falls mich doch der Hafer sticht und ich etwas mit mehr Geschmack trinken möchte, ich habe noch ein paar Multivitamintabletten dabei.

Da es Frühstück hier erst ab halb 8 Uhr gibt, bin ich für meine Verhältnisse recht spät dran. Aber der Weg bis Handeloh ist überschaubar kurz und ich weiß, wo mein Bett steht, also habe ich keine Eile. Ich muss nur am Ziel das Heideshuttle erwischen. Ich habe es schon mal erwähnt, in Handeloh und näherer Umgebung war nichts mehr zu einem vertretbaren Preis zu bekommen. Also bleibe ich zwei Nächte in Undeloh. Das bedeutet, dass ich heute Nachmittag von Hande- nach Undeloh mit dem Bus fahren werde und morgen dann entsprechend zum Weitergehen dann zurück. Der Bus fährt entweder um kurz nach 13 Uhr oder um ebenso kurz nach 16 Uhr. Um den früheren zu erwischen, müsste heute schon ziemlich viel klappen und großartige Pausen wären auch kaum drin. Also lasse ich mir Zeit und peile den späteren Bus an. Dementsprechend bummle ich auch erst mal zum Frühstücksbuffet.

Das Buffet lässt keine Wünsche offen und ich bleibe deutlich länger sitzen, als ich ursprünglich wollte. Denn der Kaffee schmeckt – unterwegs gibt es ja keinen – und nebenher lese ich noch in der Tageszeitung, was in der Welt so alles passiert ist. Als ich mich doch endlich aufraffen kann, den restlichen Kram zusammenpacken, meinen Rucksack auf die Schultern zu wuchten und auszuchecken, haben wir Viertel nach neun. Alles wirklich sehr gemütlich heute…

Da mein Hotel ein wenig außerhalb liegt, brauche ich, um auf den HSW zurück zu kommen, nicht extra durch Buchholz-Downtown zu gehen, sondern kann mich über Felder und ein paar kleinere Nebenstraßen dorthin schlängeln. Würde der HSW nicht auf der anderen Seite eines Bahndamms verlaufen und müsste ich dazu nicht erst bis zu einem Bahnübergang, wäre die Strecke sogar noch kürzer. Aber auch so komme ich nach vielleicht gerade mal 20 Minuten am ersten Wegweiser mit dem weißen H vorbei.

Zum Warmlaufen war das Stück genau das Richtige. Schön eben und keine Überraschungen. So richtig rund geht es zwar auch heute nicht, aber das war auch nicht zu erwarten. Aber auf keinen Fall läuft bzw. geht es schlechter, als gestern.

Durch die Hölle zurück ins Licht

Für die nächsten paar 100 Meter geht es dann parallel zu den Gleisen der Soltauer Bahn entlang. Eher wenig spannend, aber auf feinem Schotter prima zu wandern. Links der wild bewachsene Bahndamm mit unzähligen Spinnennetzen, die alle nass vom Tau schön glitzern und rechts Wald, dazwischen blitzt immer wieder die Sonne durch. Der Tag startet echt ordentlich, muss ich sagen. Prädikat “Stefan hat nichts zu meckern” 🤓

Irgendwann biegt der HSW rechts in den Wald ab. An der Stelle muss ich wohl einen Wegweiser übersehen haben, denn als ich ein wenig ratlos an einer Gabelung stehe und dort eben jenen vermisse, ruft von hinten ein älterer Herr mit Hund, der mir entgegen gekommen ist in feinstem Dialekt zu “Meistäää, der Wanderweech geht hier voooane lang!” Damit könnte er locker in jedem Werner-Film eine Hauptrolle synchronisieren! 😂

Wieder auf dem richtigen Kurs, geht es danach noch ein Stück eben weiter, bevor es der HSW mich zwar nicht steil, aber stetig nach oben führt. Kein Vergleich zu gestern, vor allem, da ich weiß, dass heute nicht gleich im Anschluss noch mehrere dieses Kalibers folgen. Man geht nicht komplett über den Höllenberg, immerhin 101 Meter hoch, aber kurz unterhalb des “Gipfels”. Von da aus geht es dann für ein kurzes Stück ebenso steil nach unten, bis man in der Höllenschlucht steht.

Irgendwie passt es ja schon zu den “Bergen” hier in der Gegend, dass die “Schlucht” eigentlich nur eine Art Hohlweg mit etwa 10 Meter hohen, 45° “steilen” Böschungen ist. Aber trotz der Gänsefüßchen ist es schön hier. Der Waldboden auf dem Weg nach unten federt prima und auch durch die Schlucht selbst wandert es sich wirklich schön entspannt. Wirklich lang ist der Weg durch die Hölle auch nicht, vielleicht gerade mal 300-400 Meter. An der großen Kreuzung gleich hinter der Schlucht steht eine Bank, die meinen Namen trägt, denn ich erleichtere mein Gepäck mal wieder um das Gewicht eines Apfels. So richtig schön lauschig im Wald sitzt es sich hier allerdings nicht, denn an einer Ecke der Kreuzung ist ein ordentliches Stück Wald abgeholzt worden.

Schon hier ist einiges los. Aus Richtung Buchholz kommen einige Wanderer und Radfahrer an mir vorbei, die mich über kurz oder lang ohnehin überholt hätten. Radfahrer frequentieren auch die anderen Wege. Dazu kommen noch mehrere Reiter, einzeln und in Grüppchen sowie eine enorm große Gruppe Senioren. Bei letzteren weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Die Hälfte ist so ausgestattet, dass die entweder Jack Wolfskin oder Decathlon den Jahresumsatz gesichert hat, teilweise zudem sogar im Partnerlook. Ein Großteil wandert mit Stöcken, aber derart, das sich vom Zuschauen schon Handgelenkschmerzen bekomme. Dazu ein oder zwei Herren, deren Rucksäcke nur unwesentlich größer sind, als die Taschen am Hüftgurt meines eigenen Rucksacks. Aber solange sie Spaß haben, wer bin ich, ihnen da reinreden zu wollen?

Nicht weit hinter meiner Pausenkreuzungsbank wird der Wald erst lichter und öffnet sich dann zu einer wirklich tollen Heidefläche, dem Naturschutzgebiet Brunsberg. Auf selbigen geht es ganz gemächlich noch ein kurzes Stück weiter bergan, wobei die Herausforderung hier nicht die Steigung, sondern der Sand ist.

Von der versprochenen Heidschnuckenherde ist zwar weit und breit nichts zu sehen, aber heute ist Sonntag – die haben bestimmt frei. Dafür ist die Aussicht von hier oben herausragend. Mehr oder weniger viel Heide in alle Richtungen, am Horizont der Wald und darüber ein strahlend blauer Himmel. Träumchen! Wenn man genau hinschaut, ist die Heide übrigens nicht nur grün-pink. Es gibt zwischendurch immer mal wieder rote oder gelbe Farbtupfer. Dazu summt es wieder überall, weil Myriaden Insekten, insbesondere die Heide-Bienenvölker, die Blüten des Heidekrauts unfassbar lecker finden.

So schön es hier auch ist, ich halte mich nicht lange auf – mir ist es ein wenig zu voll. Alle Bänke sind besetzt und auch auf den Holzbalken, die hier die Wege begrenzen, sitzen Menschen wie die Hühner auf der Stange. Der HSW biegt hier scharf links ab, die meisten Leute kommen allerdings von rechts und verschwinden auch wieder in diese Richtung. Ich möchte wetten, da ist irgendwo ein Wanderparkplatz. Was mir ganz recht ist, denn so entgehe ich dem ganzen Trubel und bin dann wieder fast alleine auf dem Weg.

Ab in die Pilze

Höhenmetermäßig tut sich auch bergab nicht viel, sodass ich zügig wieder in den Wald eintauche, den ich von oben ja bereits bewundern durfte.

Hier ist es angenehm kühl und richtig schön ruhig. An jeder Ecke sprießen die unterschiedlichsten Pilze. Ist ja schließlich auch Pilzzeit. Irgendwann später auf dem Weg (später im Sinne von Tagen, nicht Stunden oder Minuten) wurde mir gesagt, dass es wohl eine hervorragende Pilzsaison ist. Insbesondere für Pfifferlinge. Nur nicht für Steinpilze, die mochten wohl das Wetter der letzten Wochen nicht. Ich bin nun wahrlich kein Pilzkenner, nur essen tue ich die eine oder andere Sorte ganz gerne. Wenn ich die Kollegen so am Wegesrand wachsen sehe, könnte ich – vielleicht mal abgesehen vom Fliegenpilz oder Zunderschwamm – nicht wirklich sagen, was was ist und vor allen Dingen, was essbar ist und was eher nicht. Da reicht es mir, die teilweise abstrusen Namen nur lustig zu finden. Mein Highlight ist der spitzschuppige Stachel-Schirmling. Klingt auch irgendwie nach einem sehr kreativen Schimpfwort. Gib mir Pilznamen, du grünblättriger Schwefelkopf! 😂

Ich wiederhole mich, aber heute ist das echt entspanntes Wandern. Wenn ich wirklich bewusst gehe und mich darauf konzentriere, ist das hier das perfekte Lauftraining für mich. Aber da alles so entspannt ist, erwische ich mich immer mal wieder dabei, wie ich gedanklich ganz weit weg abschweife und dann schon fast in mein gewohntes Wandertempo falle. Das geht zwar auch gut, aber das geht nicht lange gut, denn dann meckert mein Fuß doch irgendwann, was der Mist denn jetzt auf einmal wieder soll und ich fange an, merklich zu humpeln. Zurecht. Also muss ich mich selbst regelmäßig wieder zurück in die Realität holen.

Wenn es dann irgendwann wieder aus dem Wald heraus geht – zugegeben, zwischendurch führt mich der Weg an ein paar Häusern am Ortsrand von Holm-Seppensen vorbei – steht man am Rand der nächsten Heidefläche, und die ist fast noch schöner als am Brunsberg. Grundsätzlich geht es hier wieder nach oben, denn es heißt den Pferdekopf zu erklimmen. Allerdings ist das hier nun wirklich auch für rückwärts laufende, einbeinige Blinde zu schaffen, für mich also auch.

Inzwischen brennt die Mittagssonne ganz ordentlich und ich suche mir ein Plätzchen ein bisschen Abseits im Schatten unter einer der großen Birken, die hier wachen. Etwas anderes wäre ohnehin kaum möglich, denn alle Bänke, Tische und sonstigen potentiellen Sitzgelegenheiten sind bereits besetzt. Auch auf den Wegen ist hier High Life in Dosen. Mit einem kurzen Abstecher könnte man zu den Feenteichen wandern, aber wenn ich mir die Völkerwanderung so anschaue, vergeht mir die Lust. Man merkt, dass ich mich hier immer noch durch den Hamburger Speckgürtel bewege, zumal sonntags und bei perfektem Wetter für einen (Familien-)Ausflug. Da bleibe ich lieber noch ein Weilchen hier sitzen und verschnabuliere mein kleines, vom Frühstücksbuffet abgezweigtes Lunchpaket.
Ein Gedanke wird mir in den kommenden Tagen noch ein paar mal durch den Kopf gehen: Wenn hier einer einen Getränkeautomaten hinstellte oder sogar einen kleinen Imbisswagen, das müssten doch Goldgruben sein!

Von meinem schattigen Plätzchen aus habe ich nicht nur eine spitzen Aussicht auf die irre pink-grün-blaue Farbpalette der Heide, sondern auch den wahrscheinlich perfektesten Kletterbaum diesseits des Äquators. Das sieht wohl auch eine ganze Reihe Kinder so, die ihren Wagemut in immer luftigeren Höhen an seine Grenzen treiben. Ich glaube, wäre ich alleine hier, ich wäre da auch drauf geklettert! Aus dem Augenwinkel sehe ich Anke an mir vorbei stürmen. Ich bin aber irgendwie viel zu geistesabwesend, um ihr ein “hallo” hinterher zu rufen.

Die Feenteiche lasse ich wie geplant rechts liegen und gehe daher geradeaus ins Büsenbachtal. Landschaftlich ist das hier wirklich umwerfend.

Zielsprint mit Umweg

Am Ende der Heidefläche steht ein Wegweiser nach links für den HSW in Richtung Handeloh. Nicht nur, dass mich die Zahl der verbleibenden Kilometer bis zum Tagesziel, nämlich nur noch vier, freut. Mich faszinieren auch zwei Pferdegespanne mit kleinen Kutschen, wie ich sie eher Kutschenrennen, als Touri-Transport zuordnen würde. Dadurch bin ich so abgelenkt, dass ich das nächste H glatt übersehe, das 50 Meter weiter, rechts an einem Baum ein bisschen versteckt angebracht ist. Also stiefele ich die nächsten Minuten über einen bisschen nervigen, weil sehr sandig-weichen Weg geradeaus weiter, bis ich an der nächsten Abzweigung dann doch stutzig werde. Zum ersten mal hole ich heute mein Handy aus der Tasche und befrage das GPS, wo ich mich denn seiner Meinung nach befinde und wo ich mich eigentlich befinden sollte. Von hier aus komme ich nicht ohne riesige Umwege auf den HSW zurück, also kehrt marsch und wieder zurück.

Wenn ich besser geschaut hätte, hätte ich an dieser Stelle bemerkt, dass gar nicht so viel weiter geradeaus das eingangs schon erwähnte, einzige Café in der Nähe des HSW gekommen wäre. Aber von meiner eben erst beendeten, ohnehin großzügigen Pause abgesehen, wäre es bestimmt auch brechend voll gewesen.

Ich stehe an der Stelle, an der ich die Abzweigung verpasst habe, gucke aber immer noch ein wenig verloren in der Landschaft herum. Den Wegweiser habe ich immer noch nicht entdeckt, da werde ich einmal mehr auf meine Muschel angesprochen und komme so mit einer älteren Dame, die nach eigenen Angaben die 80 schon überschritten hat und einer Frau mit ihrer erwachsenen Tochter ins Gespräch. Was denn schöner sei? Der Heidschnuckenweg oder der Jakobsweg? Da die Wege völlig unterschiedliche Charaktere haben, kann ich ihnen diese an sich einfache Frage gar nicht so leicht beantworten. Insbesondere die Dame würde das auch “gerne mal probieren”, traut sich aber nicht. Wenn sie es aber schafft, hier in der prallen Mittagssonne eine 10 Kilometer Rundwanderung durch die Heide zu wandern bzw. zu spazieren, bekäme sie das in Spanien auch hin, denke ich. Für genau sowas gibt es im Zweifel ja auch den Gepäcktransport.

Die letzten Kilometerchen bis Handeloh geht es wieder durch den Wald bzw. am Waldrand entlang. Nichts Spektakuläres und nach der Heide sogar fast ein bisschen langweilig. Aber das ist jetzt wirklich Jammern auf ganz, ganz hohem Niveau. Ein lustiges Schild weist zwischendurch auf die Kameloase hin, die abgesehen von Kamelen wohl auch eine Reihe von Pferden und Eseln beheimatet. Aber von den Tieren ist vom Weg aus nichts zu sehen.

Ganz am Ende warten dann wieder Bahngleise auf mich, der Weg endet heute also quasi so, wie er angefangen hat. Abgesehen von den alten Signalanlagen, von denen ich gar nicht wusste, dass die bei der DB überhaupt noch in Betrieb sind und eher auf eine Museumsbahn hindeuten – die Weichen werden hier übrigens auch nach wie vor noch per Seilzug bedient – ist das ebenfalls nicht weiter der Rede wert.

Handeloh selbst betritt man dann gleich im Epizentrum, so man denn Bahnhof, Bushaltestelle, Restaurant, Hotel und einen kleinen Park an der Hauptstraße so nennen möchte.

Ein Prosit der Gemütlichkeit!

Kurz überlege ich, wie ich jetzt weiter vorgehe, entschließe mich aber kurzerhand dazu, zuerst in Richtung der Sonnenschirme bzw. des Biergartens zwecks Zufuhr von koffeinhaltiger Flüssigkeit abzubiegen und dann erst die 50 Meter weiter zum Hotel zu gehen, wo ich mir meinen Stempel für den Wanderpass des heutigen Tages abhole.

Hier im Schatten sitzt es sich ausnehmend gut, aber ich bin kein Freund davon, seinen Kaffee langsam kalt werden zu lassen, nur um möglichst lange sitzen bleiben zu können. Eine zweite Tasse gönne ich mir noch, aber dann ist auch gut und ich packe meine Sachen wieder zusammen.

Den Stempel im Hotel einzuheimsen ist eine Angelegenheit von unter fünf Minuten. Der ursprüngliche Plan, hier für den Rest des Tages bzw. die Nacht zu bleiben, war wie eingangs schon erwähnt, mangels verfügbarer Zimmer leider nicht realisierbar. Also setze ich mich abschließend erst unter das Vordach des schön mit wildem Wein und Efeu bewachsenen alten Bahnhofshäuschens, ziehe aber irgendwann um und lege mich auf die Wiese in die Sonne. mit dem Kopf so halb auf dem Rucksack ist es einigermaßen gemütlich. Auf jeden Fall gemütlich genug, um hier liegen zu bleiben, bis dann ungefähr eine Stunde später der Bus kommt.

Das Heideshuttle ist pünktlich und fährt mich in etwa 20 Minuten nach Undeloh. Immer ein wenig ernüchternd, wenn man darüber nachdenkt, dass man dann morgen für exakt dieselbe Strecke einen ganzen Tag zu Fuß unterwegs sein wird…

In Undeloh ist die Haltestelle auch mitten im Ort. Ich spare mir allerdings den Rundgang fürs erste auf, denn einerseits will ich pronto meinen Rucksack loswerden und unter die Dusche. Andererseits bin ich ja auch morgen Nachmittag noch hier, das eilt also nicht. Also wanke ich, da ich mich nach dem Sitzen im Bus wie ein rheumatischer 100-jähriger fühle, in Richtung meiner Pension. Die natürlich von ganz Undeloh im von der Haltestelle am weitesten entfernten Haus untergebracht ist. Aber den halben Kilometer extra sitze ich jetzt auch noch auf einer halben A****backe ab.

Nach der ersehnten Dusche schaffe ich es heute kaum noch aus meinem Zimmer. Das “nur mal kurz auf dem Bett ausstrecken” artet in fast anderthalb Stunden gepflegten Nachmittagsschlaf aus. Kaum bin ich wieder wach, meldet sich ein alter Bekannter, mit dem ich seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesprochen habe. Wir telefonieren gut zwei Stunden – und als ich dann zum Abendessen los möchte, ist es schon fast dunkel. Also wird das mit dem Ortsrundgang definitiv heute nichts mehr. Aber gut, dann halt morgen.

“Touristisch gut erschlossen” ist wohl für Undeloh noch ein wenig geschönt. Heute Nachmittag, als ich angekommen bin, war im Ort noch gut was los, aber davon merkt man jetzt absolut nichts mehr. Das Restaurant meiner Wahl ist zwar gut besucht, aber nicht überfüllt. Bei der richtig guten, rustikalen Küche haben die anderen Gäste und ich jedenfalls nicht falsch gelegen. Auch wenn ich – wie auch an den weiteren Tagen auf dem HSW – wieder alleine am Tisch sitze.

Ein letztes mal muss ich mich danach noch zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Finaler Endgegner für heute ist dann die Treppe in den zweiten Stock zu meinem Zimmer. Als ich auch diese letzte Hürde genommen habe, ist der Tag dann auch fast vorbei. Abgesehen von Zähne putzen und bettfein machen, bekomme ich nicht mehr viel auf die Reihe. Also zügig Licht aus und Augen zu – morgen wird wieder ein toller Tag!

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