24. Mai 2022 – Betanzos bis Hospital de Bruma (ca. 24 km)
Was für eine Nacht! Das war wirklich Hardcore… Schon um kurz vor 22 Uhr wurde im Schlafsaal das Licht ausgeknipst, da alle schon in ihren Betten lagen. Manche haben noch ein bisschen gelesen, andere haben auf dem Handy rumgetippt oder hatten zum Musik hören Kopfhörer auf. Einem kleinen Grüppchen passte das aber alles irgendwie nicht, denn die meinten gegen halb zwölf rotzevoll unten an die Türe hämmern und nachdrücklich Einlass fordern zu müssen. Anselma höchstselbst ist nach unten gegangen und hat das Jungvolk sehr bestimmt auf die Einhaltung der allgemein geltenden Regeln der Herberge und des gütlichen Zusammenlebens hingewiesen. Auf gut Deutsch: Sie hat ihnen einen Anschiss verpasst, der sich gewaschen hat. Danach war es auch direkt mucksmäuschenstill.
Also zumindest so still, wie es sein kann, wenn im gleichen Gebäude jemand schläft, der schnarcht wie der Prototyp dessen, als der liebe Gott sich dachte “Och, ich probiere Mal was aus!” Schlimmer wird es nur, wenn der- bzw. in dem Fall diejenige mit einem im selben Schlafsaal liegt und am allerschlimmsten, wenn sie dann noch das untere Etagenbett belegt, während man sich im oberen verzweifelt das Kopfkissen auf die Ohren drückt. Ich wusste bisher noch gar nicht, dass man auch beim Ausatmen schnarchen kann! Mit meinen Ohrstöpseln konnte die Geräuschkulisse etwa auf das Niveau eines gewöhnlichen Schnarchers reduziert werden. Da Madame aber sogar das Bett zum vibrieren gebracht hat, war das echt nur eine minimale Verbesserung. Wenn es zwischendurch nicht immer sekundenlange Atemaussetzer gegeben hätte, wäre der ständige Wechsel zwischen anhaltendem hohen, pfeifenden und ratterndem, abgehacktem Schnarchen vielleicht sogar begrenzt unterhaltsam gewesen, aber so… Das kann echt nicht gesund sein! 😱 Irgendwann ist jemand aufgestanden, seine Matratze unter dem Arm und hat sich in den Aufenthaltsraum verzogen. Ich glaube zwar nicht, dass das etwas gebracht hat, denn der Raum ist gleich nebenan und hat keine eigene Tür, aber vielleicht greift hier der Placebo-Effekt? Jedenfalls tritt auch hier irgendwann Anselma auf den Plan und weckt die Dame bzw. sie versucht es. Das führt zwar dazu, dass für ungefähr fünf Minuten ein bisschen Ruhe einkehrt, aber danach geht die Schnarcherei mit voller Wucht wieder los. Das letzte Mal habe ich gegen halb drei auf die Uhr geschaut. Danach war ich dann offenbar derart müde, dass ich doch irgendwie eingedöst bin.
Zwischendurch bin ich immer wieder wach geworden. Gegen halb sieben hatte ich dann genug und bin mir die Zähne putzen gegangen. Das ging einigen anderen wohl auch so und anhand ihrer Gesichter lässt sich leicht schließen, dass deren Nacht keinen Deut besser war, als meine. Ich bin einfach nur hundemüde und ich merke jetzt schon, wie sich Kopfschmerzen ankündigen. Tschakka, das wird ein toller Tag…
Prozentrechnung
Um kurz nach sieben stehe ich draußen vor der Tür, will meine Stöcke parat machen und … – das ist jedenfalls der Moment, in dem ich feststelle, dass die Dinger noch in der Herberge stehen. Zum Glück habe ich das jetzt gleich gemerkt und nicht -zig Minuten später. Da ich natürlich die Türe hinter mir zugezogen hatte, muss ich klopfen. Aber nicht so, wie die Besoffenen gestern, sondern ganz sachte, denn ich weiß, dass dahinter zwei, drei Pilger auch ihre Sachen zusammenkramen. Die Tür geht auch prompt auf, ich springe schon Mal schnell in den zweiten Stock und dann geht es auch schon los.
Um die Uhrzeit brauche ich mich noch gar nicht nach Frühstück umzuschauen, hier hat noch nichts auf. Also plane ich wieder die erstbeste Möglichkeit unterwegs für eine Pause ein. Wie gestern ja auch schon. Damit gar nicht erst der Verdacht aufkommt, das hier wäre ein Spaziergang, geht es unmittelbar außerhalb von Betanzos steil den Berg hoch. Wie gestern ja auch schon. Dann öffnet der Himmel seine Schleusen und es regnet, regnet, regnet. Wie gestern ja auch schon. Einziger Unterschied zu gestern ist, dass ich wenigstens das erste Drittel des Anstiegs ohne Poncho erklimmen kann, immerhin. Man muss sich manchmal auch an kleinen Dingen erfreuen 😅
Ich bin gerade über den Berg rüber, da hört es auch schon wieder auf zu regnen, just als ich Andrea, Jochen und Natalie Mal wieder treffe. Die drei sind gerade dabei, sich gegenseitig ihre Ponchos bzw. Regenjacken an ihren Rucksäcken zu verstauen, als ich vorbei marschiere. Jochen hält eine wichtige Information für mich bereit, seine Wetter-App berichtet nämlich, dass jetzt 90 % des Regens für heute schon vorbei wären. Da hoffe ich doch glatt, dass das digitale Helferlein recht behält. Trotzdem packe ich meinen Poncho noch nicht ganz weg, einfach nur aus dem Grund, dass ich zu faul bin, jetzt meinen Rucksack abzusetzen und danach wieder neu aufzurödeln. Die Vorderseite habe ich wie immer über den Kopf gezogen und hinten zwischen Rucksack und Schultern ein bisschen zusammengerafft. Das hält auch bei Wind und stört mich auf die Weise absolut nicht.
Faul zu sein hat jedenfalls manchmal auch seine Vorteile. Denn rund eine halbe Stunde später fängt es wieder an zu regnen und die schiere Menge stellt zumindest für die letzten Tage einen einsamen Rekord dar. Galicien liegt aktuell unter einem riesengroßen Wasserfall. Für die angeblich nur noch 10 % der heute angekündigten Regenmenge, ist das aber verdammt viel Wasser!
Später in der Herberge habe ich Jochen auf seine ominösen 90 % angesprochen. Es stellt sich heraus, dass in der App von der Regenwahrscheinlichkeit die Rede war. Das hat nun aber leider gar nichts mit der absoluten Menge zu tun, hätte ich mir auch denken können. Zu Jochens Entschuldigung muss aber gesagt werden, dass die App auf Englisch eingestellt war, das er nicht sonderlich gut beherrscht. Das führt dazu, dass Andrea und ich das Tool auf Deutsch umstellen und dass er nach ein oder zwei gehässigen, aber lieb gemeinten Kommentaren seitens seiner Familie ein Wettervorhersage-Verbot bekommt.
Wenn wir schon bei Prozenten sind – geschätzte 75 % der Strecke bis hierher wandere ich durch den Regen und es fühlt sich schon wieder alles klamm an. Dabei liegen noch mehr als 50 % der Strecke bis Hospital de Bruma vor mir. 100 % der Strecke bis hierher hätte ich gerne ein Frühstück gehabt, aber zu 0 % gab es etwas, was geöffnet gewesen wäre bzw. es gab generell nichts.
Dafür habe ich 80 % Bettenpanik. Einerseits sage ich mir, das schon alles klappen wird und wenn ich in Bruma kein freies Bett mehr ergattern sollte, nehme ich mir halt ein Taxi und suche mir woanders was. Andererseits Faulheit, ihr wisst schon, und dass ich mir Mal wieder viel zu viele Gedanken darüber mache, wie man denn am A…. der Welt ein Taxi bekommt, das nicht gleich Unsummen kostet. Das Problem heute ist halt, dass es angeblich in Bruma nur eine einzige Herberge mit 22 Betten geben soll. Wenn auch nur die Hälfte der Pilger, die mit mir in Betanzos in der Herberge waren, dort einkehren will, ist die Bude gerammelt voll – und in Betanzos gab es ja noch weitere Herbergen. Dazu kommen die Pilger, die in A Coruña gestartet sind, denn diese Wegvariante vereint sich etwa zehn Kilometer vorher mit meinem Weg aus Ferrol. Ich habe also keinen Schimmer, wie viele Leute heute wirklich um die Betten konkurrieren. Wenigstens ist die Herberge eine öffentliche der Xunta Galicia, d.h. eine Municipal, in der nicht reserviert werden kann. Solange mich andere Pilger nicht gleich herdenweise überholen, wird das aber wohl ein eher theoretisches Problem bleiben.
Kurz hinter Cos gibt es auch heute wieder eine Wegalternative bzw. die ursprüngliche Wegführung des Inglés. Die Neue folgt weitestgehend einer kleinen Landstraße, während es früher ein bisschen von links nach rechts und durch Feld, Wald und Wiese bzw. auch zwei kleinere Orte geht. Allerdings ist die alte Strecke laut meinem Pilgerführer nicht mehr überall ausgeschildert. Zwar sollte es mit der Wegbeschreibung im Buch ein leichtes sein, mich nicht zu verlaufen, aber bei dem Wetter habe ich echt nicht die Motivation, auch noch auf den Weg zu achten und an jeder Kreuzung das Buch hervorzukramen, nur um zu schauen, wo es lang geht. Der schmale Streifen neben der Straße, der für kleine Pilger reserviert ist, bietet außerdem den Vorteil, weder durch Matsch noch durch Pfützen gehen zu müssen. Der größte Benefit ist allerdings, dass es an der Straße etwa auf halber Strecke eine Bar geben soll. Ganz klares Alleinstellungsmerkmal 😋
Mit dem Kopf im Schraubstock
An der Bar angekommen, freue ich mich nicht nur wie ein Schnitzel, dass sie geöffnet ist, ich stelle auch erfreut fest, dass es ein Vordach gibt. Ich kann mich also in aller Ruhe entpellen, ohne gleich die halbe Bar unter Wasser zu setzen. Meine Herren… Sogar mein Hut hat kapituliert, zumindest die Krempe – und die ist aus gut 2 mm dickem, jetzt allerdings tropfnassen Kaninchenfilz.
Angedacht war ein eher leichtes Frühstück. Realisiert wurde eine kleine Schlemmerei. Denn wie ich da so sitze und dem Regen draußen zuschaue, denke ich mir, dass ein zweiter Kaffee ja nicht schaden kann. …und das Tostado, das da eben am Nachbartisch serviert wurde, sieht ja auch lecker aus… Jedenfalls bleibe ich gefühlt eine Ewigkeit sitzen hier sitzen. Der Hobby-Meteorologe samt familiärem Anhang, also Jochen, Andrea und Natalie, tauchen irgendwann auch auf und wir quatschen noch ein bisschen. Sie sind mindestens genauso vom Wetter mitgenommen, wie ich und Natalies Schuhe sind sogar richtig pitschnass. Das geht bei mir auch heute wieder einigermaßen, aber ich merke nach zweieinhalb Tagen mit nassen bzw. feuchten Füßen trotz Sockenwechseln, dass ich links und rechts jeweils am “Mittelzeh” um eine Blase nicht herumgekommen bin. Noch stören sie mich aber nicht und akut kann ich nicht viel dagegen tun.
Hier zu sitzen und zur Ruhe zu kommen, hat den Nachteil, dass meine Kopfschmerzen ein wenig mehr in den Fokus rücken. Aber noch reicht es aus, den Nacken ein bisschen zu dehnen und mir die Schläfen zu massieren. Ein riesengroßer Vorteil meiner Bummelei ist, dass es doch in der Zwischenzeit glatt aufhört hat, zu regnen. Freude, Freude allerorten 😊 Was ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wissen kann: Es wird in den kommenden Tagen auch gar nicht mehr anfangen! 🥳
Eigentlich geht es schon seit Etappenkilometer 8 heute konstant bergauf, allerdings so gemächlich, dass ich trotzdem gut voran komme. Hinter Presedo allerdings wird es deutlich hügeliger. Auch wenn es nur rund 400 Höhenmeter über 8 Kilometer sind, irgendwann kann ich einfach nicht mehr. Erst zehn Minuten Pause zum durchatmen, dass noch Mal irgendwann eine Viertelstunde. Beide Male kippe ich mir eine Dosis dieser “direkt” wirkenden Kopfschmerzmittel hinter die Binde. Von direkt kann allerdings keine Rede sein, von lang anhaltend gleich gar nicht. Irgendjemand arbeitet in meinem Kopf mit dem Presslufthammer, vielleicht sind es auch gezielte Sprengungen. Die Kopfschmerzen in Kombination mit der Anstrengung lassen mich aber sehr stark befürchten, irgendwann spontan rückwärts essen zu müssen. Ich mache einfach das Beste, was ich in der Situation machen kann, denn ich setze mich bei nächster Gelegenheit hin bzw. ich liege halb auf einer Bank, mit dem Kopf auf dem Rucksack und mache die Augen zu. Nur kurz dösen. Auf die Weise regeneriere ich nur rund 20 Minuten, aber danach geht es mir bedeutend besser!
Trotzdem kehre ich drei Kilometer vor Bruma noch in der nächstbesten Bar ein, ich will es schließlich nicht drauf ankommen lassen. Bis zu meinem heutigen Ziel geht es zwar jetzt nur noch halbwegs eben weiter und bei normalem Tempo sollte ich dafür nicht länger als 40 Minuten brauchen, aber Pause machen ist ja auch eine Art Hobby, das gepflegt werden will. Es wäre zwar sehr romantisch, hier zu schreiben, ich säße jetzt im Schatten einer 600 Jahre alten Eiche, aber das wäre gelogen. Denn der Baum steht auf der anderen Straßenseite, ist aber deswegen nicht minder beeindruckend. Mich wundert nur ein bisschen, dass in der Bar den Stempel einer Kapelle bekomme, von er ich nicht einmal weiß, wo sie zu finden wäre. Aber ich beschwere mich nicht, denn der Stempel schaut recht nett aus.
Einen Kaffee später bin ich schon wieder unterwegs. Die letzten anderthalb Kilometer ging es schon an der Straße lang und das setzt sich jetzt bis zum Ende fort, aber wenigstens biegt man von einer an sich schon recht wenig befahrenen Landstraße ab auf noch viel weniger befahrene Nebensträßchen.
Hospital de Bruma bekommt man quasi im Vorbeigehen komplett zu sehen, Das ist aber keine große Kunst, denn der Ort besteht aus nicht viel mehr als zehn Häusern, die mehr oder weniger direkt alle an dem kleinen Sträßchen liegen. Dazu ein Restaurant, das natürlich zu 90 % von Pilgern frequentiert ist – und zwei Herbergen. Richtig gelesen: Zwei. Es gibt eine wohl recht neue private Herberge, zumindest kennen sie weder mein Pilgerführer, noch die Camino Ninja-App (Grüße an Andy! Auch wenn er das hier vermutlich nicht liest). Das Schild “Completo!” ist fast schon größer, als die Eingangstüre. Bis zur öffentlichen Herberge sind es dann nur noch wenige Schritte weiter und ich habe die leise Befürchtung, dort auch so ein Schild zu entdecken. Aber wie das halt so ist – die Gedanken, die man sich zu einem Problem macht, sind häufig viel schlimmer, als das Problem an sich.
Trotz meiner vielen Pausen, haben wir erst 13:30 Uhr. Ok, ich bin natürlich auch früh losgegangen, aber so langsam war ich offenbar doch nicht unterwegs. Was ich so mitbekommen habe, haben mich nicht wirklich viele Pilger überholt. Und: Die Herberge hat inzwischen mehr als 22 Betten, noch dazu relativ neu in 4er-Abteile unterteilt, für ein bisschen mehr Privatsphäre. Die Hospitalera nickt zustimmend, als ich ihr von meiner Sorge erzähle. Das war früher hier wohl ein echtes Problem, aber durch die Erweiterung der öffentlichen und natürlich die zusätzliche private Herberge, ist das inzwischen recht entspannt. Im Gegenteil, muss die Municipal sogar sehen, wo sie bleibt, denn viele – zu viele – Pilger reservieren über Booking & Co. halt lieber in der anderen Herberge vor und hier bleiben dann immer einige Betten frei. In der Tat hätte ich auch erst gegen acht oder neun Uhr abends eintrudeln können und hätte immer noch ganz entspannt ein Bett bekommen.
Spanisch in Druckbetankung
Waschmaschine und Trockner hält die Herberge hier auch vor, aber das Geld spare ich mir. Gewaschen wird wieder pragmatisch unter der Dusche und das Trocknen erledigt ausnahmsweise die Sonne für mich. Auch meine Schuhe kommen raus an die frische Luft. Ich kümmere mich dann noch schnell um meine Blasen, dann zieht es mich auch schon in die örtliche Pilgerkneipe. Die 50 Meter bis dahin sind ja nun ein Klacks.
Das Stichwort ist hier dann: “Eigentlich”. Denn eigentlich wollte ich nur etwas trinken und dabei mein Tagebuch auf den neuesten Stand bringen. Aber anderen beim Essen zuzuschauen, macht hungrig. Also steht nach kurzer Zeit ein Pilgermenü vor mich. Zwei Worte: Caldo Gallego 🤤 Eigentlich wollte ich danach zurück in die Herberge, denn wo soll man hier sonst hin? Aber ich habe gerade gezahlt, da kommt Anselma rein und setzt sich mit an den Tisch. Dem Redefluss kann ich mich nicht entziehen. Eigentlich möchte ich dann trotzdem irgendwann los, aber Andrea, Natalie und Jochen (ich spiele ein bisschen mit der Reihenfolge der Namen, soll ja nicht langweilig werden) tauchen auch irgendwann auf und setzen sich an den Nachbartisch. Ach was soll’s, bestelle ich mir halt noch einen Kaffee… Irgendwann eise ich mich aber dann doch los, obwohl es sich dann eigentlich gar nicht mehr richtig lohnt, mich aufs Ohr zu hauen.
Irgendwann steckt Anselma ihren Kopf in meine 4er-Box und fragt, ob ich mitkomme, Abendessen. Schon wieder essen? Ich meine, ja klar, geht irgendwie immer, außerdem bewege ich mich hier auch mehr als genug, aber… Zumindest was trinken, denke ich mir und lasse sie schon Mal vorgehen. Zehn Minuten später bin ich dann auch wieder drüben im Restaurant. Anselma ist nicht alleine am Tisch. Mit dabei ist Gema aus Toledo, Anfang 20 und ist auf einem Selbstfindungstrip (im positivsten Sinne gemeint). Sie bekommt gleich zu Anfang von Anselma gesteckt, dass ich ja soooo toll spanisch spräche. Prima, damit habe ich dann ab sofort zwei Labertaschen an der Backe, denn Gema ist extrem neugierig und ich werde quasi interviewt. Sie spricht aber mit einem für mich nur extrem schwer verständlichen Dialekt, daher wird das Ganze etwas zäh. Dazu kommen noch das Geschwisterpaar Maria und Eusebio Jesus <beliebige Anzahl Vornamen ergänzen>, der der Einfachheit halber von allen nur Nacho genannt wird. Es gibt hinter dem Spitznamen auch eine Story, die mir zwar erzählt wurde, die ich aber ehrlich gesagt nicht Mal zu einem Viertel verstanden habe. Wikipedia meint: familiäre Form des spanischen Vornamens Ignacio, nur war der bei der Fülle seiner Vornamen gar nicht dabei… Die Gesichter der beiden habe ich schon in der Herberge in Pontedeume und auch zwischendurch wahrgenommen, aber unterhalten hatten wir uns bisher nicht. Das ist aufgrund des Redeschwalls einiger Beteiligter auch heute schwierig und für mich wird es mit der Zeit auch echt anstrengend, aber trotzdem ist es ein schöner und sehr lustiger Abend. Maria und Nacho kommen aus Madrid, das Spanisch der beiden liegt, was die Verständlichkeit für mich angeht, irgendwo zwischen Anselma und Gema. Maria spricht wenigstens einigermaßen Englisch, da kann ich zumindest nachfragen, wenn ich einmal mehr komplett den Faden verloren habe. Wenn ich schon nicht zum reden komme, kann ich meinen Mund auch anderweitig beschäftigen. Außerdem braucht der Alkohol im Magen ein bisschen Gesellschaft, also bestelle ich mir doch noch ein Bocadillo. Das ist das übliche belegte 50cm-Baguette, das ich mir mit Maria teile, anders ist das selbst für mich als geübten Esser nicht zu schaffen.
Ich bin so derbe bettreif, dass ich mich dann doch irgendwann entschuldige. Beim Blick auf die Uhr dachte ich, wunder wie früh es noch sei, aber Pustekuchen, es ist schon halb zehn! Die Zeit vergeht echt schnell, wenn man Spaß hat. Im Vorbeigehen nehme ich noch meine Wäsche von der Leine und stelle meine Schuhe so unter, dass, sollte es regnen, sie nicht wieder nass werden können. Drinnen sitzen Natalie, Jochen und Andrea am Tisch, da bin ich froh, mich heute wenigstens für fünf Minuten Mal nicht auf Spanisch unterhalten zu müssen. Schnell noch Zähne putzen und dann ab ins Bett.
Beim Schreiben dieses Beitrags war ich echt ein bisschen schockiert – die vier hier gezeigten Bilder sind die einzigen, die ich über den Tag verteilt überhaupt gemacht habe 😮
Hab ich gelacht… besonders bei der Beschreibung des nächtlichen Schnarchgelages. Hoffentlich hat man die Dame gebeten, zukünftig Einzelzimmer abseits der Herbergen zu buchen. Erinnert mich stark an meine geräuschvolle Wanderfreundin, die es geschafft hat, den ganzen Campingplatz mit Ihrer Nachtatmung zu unterhalten.
Und bitte auch bei zukünftigen Einträgen immer darauf achten, dass die Reihenfolge von Natalie, Jochen und Andrea immer mal wechselt, sonst wird das hier noch echt langweilig 😉
LG und vielen Dank für diesen humorvollen Eintrag.
SonjaM
Ich habe aktuell eine etwas längere Leitung – komme jetzt erst dazu, Deine Kommentare überhaupt zu lesen…
Was das Schnarchen angeht, wurden hier in dieser Nacht neue Standards gesetzt. Ich glaube, jetzt kann mich nichts mehr schocken 🤨
Der Part mit den Kopfschmerzen war teilweise echt nicht lustig, aber man macht ja das Beste draus – und wenn es in Summe dann noch so positiv rüberkommt: Immer gerne 🙂
Wunderbar, viel gelacht und viel mit Dir mitgelitten! Schön, dass Du so gern und leidenschaftlich isst!
Dieser Tag hatte das ganze Spektrum von echt mies bis total super zu bieten. Aber das macht – unter anderem – das Pilgern ja auch aus. Ich lese Deine Beiträge auch sehr gerne 😉
Ja, leidenschaftlich essen… Leider sportle ich nicht ebenso leidenschaftlich und ich darf mir dann überlegen, wie ich das Hüftgold (bei mir eher die Plauze… 😅) wieder loswerde…