08. Juli 2023 – Formarinsee – Lech/Arlberg (14,5 km + 3 km zur Freiburger Hütte und zurück)
Zu Beginn des Lechwegs habe ich gleich Mal die Wahl zwischen beeilen und entschleunigen. Da der Weg am Formarinsee beginnt und mit der ersten Etappe wieder in Lech endet, fahre ich mit dem Bus dort hoch. Der erste Bus des Tages fährt um 8:15 Uhr ab. Da es erst ab 7:30 Uhr Frühstück gibt und ich ohne etwas im Magen – und ohne, dass es an diesem Tag eine sinnvolle Möglichkeit zur Einkehr gäbe – nicht los möchte, fasse ich ohne groß darüber nachgrübeln zu müssen den Entschluss, dass es der Bus um 9:20 Uhr genauso tut. Bis zum See fährt er rund 30 Minuten und ich möchte mich, bevor ich wieder nach Lech zurück gehe, dort oben auch noch ein wenig umschauen. Die Kilometerangabe schreckt mich nicht unbedingt, da kann ich mir ruhig Zeit lassen und bin trotzdem am frühen Nachmittag wieder im Hotel. Naja, wie es so ist, ganz so einfach wurde es dann aber doch nicht.
Aufi aufn Berg
Mein Rucksack ist schön leicht – im Wesentlichen sind drin: Wasser, ein bisschen Verpflegung und Sonnencreme. Dazu noch Handy, Kamera, Taschentücher und Wanderkarte in meiner Brusttasche. Das sollte wohl für einen Weg, der dazu heute größtenteils bergab verläuft bei schönem Wetter ausreichend sein. Meine Wanderstöcke packe ich auch zumindest für die Busfahrt in eine Seitentasche des Rucksacks, sonst stören die mich nur.
Um eine Busfahrkarte muss ich mich vorher zum Glück nicht kümmern, denn ich hatte mir gestern, bevor ich auf den Rüfikopf hochgefahren bin schon die “Lech Card” gekauft. Damit sind neben der Bergbahn und einigen anderen Sachen auch die Busfahrt und die Mautkosten für den Weg zum Formarinsee mit abgedeckt. Ich bin trotzdem rund eine Viertelstunde vor Abfahrt an der Haltestelle, da ich durchaus damit rechne, dass es recht voll werden wird. Ist ja schließlich Hauptsaison.
Was dann aber abgeht, als der Bus endlich ankommt, geht auf keine Kuhhaut! Zum einen diejenigen, die noch keine Fahrkarte haben und den Verkehr damit aufhalten, diese beim Fahrer lösen zu können – obwohl sie auch nicht erst seit gerade eben an der Haltestelle sind und keine fünf Meter hinter ihnen ein Häuschen mit Fahrkartenschalter ist. Zum anderen die Leute mit Hund, die un-be-dingt mitwollen und das lautstark und lange mit dem Fahrer ausdiskutieren. Dabei ist überall und wirklich nicht zu übersehen ausgeschildert, dass Hunde unbedingt einen Maulkorb tragen müssen (den man seinem Fifi aber angeblich nicht zumuten möchte, Zitat: “Das verträgt er nicht!”) und sie auch nur mitgenommen werden, wenn denn noch Platz im Bus ist. Unabhängig vom fehlenden Maulkorb, ist auch definitiv kein Platz mehr. Ich würde das meinem Hund auch gar nicht antun wollen und frage mich bei sowas immer wieder, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann. Dann gibt es noch die Menschen, die auf Teufel komm raus noch irgendwie in den übervollen Bus wollen und die Türen versperren, obwohl unmittelbar hinter dem ersten ein zweiter Bus steht. Das Transportunternehmen denkt nämlich mit und rechnet mit viel Zulauf, also gibt es ein Extrafahrzeug. Weil das aber so nicht im Fahrplan steht, wird ungelogen lieber diskutiert, denn der andere Bus könne ja sonstwo hinfahren und was auf den Anzeigen steht, stimme ja vielleicht nicht.
Ich atme meine sich anstauende Wut auf Egoisten und Deppen weg und schaue lieber aus dem Fenster, als der Bus nach einer Weile dann auch endlich losfährt. …und da gibt es schon einiges zu sehen! Meine Vorfreude auf mindestens den heutigen Wandertag steigt ins Unermessliche. Vor allem ein traumhaft schönes Waldgebiet hat es mir angetan – hier stehen lose Grüppchen von Nadelbäumen, alle natürlich gewachsen, und dazwischen ist alles dicht bemoost. Leider führt der Lechweg hier nicht durch, in dem Abschnitt geht man auf der anderen Seite des Wasserlaufs und von etwas weiter weg bekommt man hiervon leider nicht viel mit. Aber die Gegend ist auch so schön genug.
An der Haltestelle Formarinsee angekommen, verteilt sich die mitgebrachte Ladung des Busses zum Glück recht schnell. Vor allem gehen die meisten erst einmal nicht weiter, als bis zum Kamm, ab dem man den See überhaupt erst sehen kann. Da ich mir vorgenommen habe, wenigstens halb drumherum zu gehen – schließlich sind es sonst ja “nur” knapp 15 Kilometer heute *hust* – und die Aussicht von der anderen Seite zu genießen, bin ich bald alleine.
Der Weg schlängelt sich mit moderatem Anstieg um den See herum und lässt sich hervorragend begehen. Da hierüber auch der Warentransport für die Freiburger Hütte stattfindet, ist der Untergrund halbwegs gleichmäßig und der Weg an sich ist breit genug, als dass es auch gefahrlos möglich ist, von Fahrrädern überholt zu werden. Es wandert sich sogar so angenehm, dass ich, auf der anderen Seite des Sees angekommen, den Entschluss fasse, noch bis zur Hütte weiterzugehen und den eigentlichen Beginn des Lechwegs mit einer Tasse Kaffee einzuläuten.
Apropos Hütte – ich hatte anfangs mit dem Gedanken gespielt, dort die erste Nacht zu übernachten. Wie ich das dann mit Gepäcktransport & Co. geregelt hätte, hätte ich dann noch ausbaldowern müssen. Aber da ohnehin kein Schlafplatz, nicht einmal im großen Schlafsaal, zu bekommen war, hatte sich die Überlegung schnell erledigt. Daher gibt es jetzt nur eine Stippvisite.
Auch der Rest der Strecke bis zur Hütte ist als Einleitung für meine Wanderwoche ein Träumchen. Ich genieße Landschaft, Ruhe, das sich bewegen und den leichten Wind. An der Hütte angekommen, finde ich es gleich noch einmal mehr schade, dass es mit der Übernachtung nicht geklappt hat, das ist richtig schick hier! Um die Uhrzeit ist nicht viel los und so setze ich mich an einen der Tische in der – noch – angenehm warmen Sonne. Der bestellte Kaffee ist riesig und wird in einer uralten, verbeulten Emaille-Tasse serviert. Dazu Omas beste Untertasse. Das hat eine Menge Charme und ich fühle mich hier echt wohl. Dazu ein wunderschöner Ausblick. Herz, was will man mehr?
Zurück zum Einstieg in den Lechweg nehme ich den selben Weg zurück, der in ungefähr einem Dreiviertelkreis um den See führt. Das letzte Viertel mag zwar kürzer sein, aber die Warnungen, dass dieser Steig (!) nur für geübte Wanderer sei, sind nicht zu übersehen. Da ich einen gemütlichen Tag geplant habe und ich mich nicht gleich am ersten Tag ins Abenteuer stürzen möchte, lasse ich das lieber bleiben. Vor allem, da ich keine Bergstiefel anhabe und das Profil meiner Wanderschuhe wahrscheinlich nach dieser Woche auch hinüber sein wird.
Ich fange ein bisschen an, zu trödeln, nachdem ich mitbekomme, das der nächste Bus seine Passagiere abgesetzt hat. Auf die Weise kommen wir nur ein paar Wanderer/Ausflügler entgegen, aber ansonsten hat sich die Horde auch schon in alle Windrichtungen verteilt, als ich wieder an der Haltestelle vorbei komme. Die Stele, die den Beginn des Lechwegs markiert, ist schnell gefunden. Von Beginn an ist der Weg hervorragend gut gekennzeichnet. Es gibt zwei, drei Stellen, mit einer recht neuen Wegführung. Aber auch hier ist die Kennzeichnung super – Irritationen entstehen nur dadurch, dass die Wanderkarten und Navi-Apps diese Abweichungen noch nicht kennen und einen in eine andere Richtung schicken wollen. Einfach dem weißen “L” vertrauen, das passt schon.
…und wieder runter vom Berg
Hier schon Mal die Gedanken kurz zusammengefasst, die mich den Tag über begleitet haben:
“Menschenskinder!”, “Ernsthaft…?!”, “Ist’s jetzt bald gut?!”
Die Landschaft spricht für sich, keine Frage. Es geht in der Tat größtenteils bergab. Das ist die Krux an der Sache, denn zumindest die Teilstrecke heute ist kein Wanderweg, sondern ein Bergweg, so die Beschreibung auf der Webseite des Lechwegs. Viele Abschnitte sind steinig und uneben. Es geht über grobe Tritte und ausgetretene, unregelmäßige Stufen nach unten. Dort, wo es nicht steinig ist, laufen Wurzeln quer über den Weg. Auf der gesamten Strecke gibt es heute vielleicht maximal einen Kilometer, auf dem ich in so etwas wie einen Rhythmus beim Gehen kommen kann. Das alleine macht den Weg schon seht anstrengend und ich komme nur sehr langsam voran. Die Webseite des Lechwegs gibt für heute eine Wanderzeit von rund fünf Stunden an. Im Vorfeld dachte ich mir noch “Ach, wenn der Weg auch für Kinder und Senioren geeignet ist, wird das wohl sehr großzügig bemessen sein.” Ist es nicht, die Zeit braucht man – bzw. ich habe sie mir genommen. Andere mögen in Trailrunnern drei Stufen auf einmal nehmen, das will und kann ich nicht. Da bin ich lieber langsamer, aber dafür sicherer unterwegs.
Anfangs überhole ich zwei Pärchen und eine kleine Gruppe Wanderer, die aufgeben. An den Füßen sehe ich Sneaker bzw. Converse ohne Profil und sogar einfache Sandalen. Definitiv nicht das richtige Schuhwerk für das hier. Auch wenn es seit Tagen nicht geregnet hat und es deswegen wenigstens nicht rutschig ist, bei den vielen losen Steinchen braucht es schon ein bisschen Grip.
Dazu wird es heißer und heißer. Anfangs mit ein bisschen Wind wirklich angenehm, wird es nach und nach unerträglich. Denn einerseits schläft der Wind ein und andererseits mangelt es oberhalb bzw, am Rande der Baumgrenze entschieden an Schatten. Dass ich erst spät gestartet bin, noch zusätzlich Zeit für den Ausflug zur Hütte verplempert habe und durch das Terrain nur recht langsam voran komme, rächt sich jetzt. Wenigstens habe ich ausreichend viel Wasser dabei. Im Zweifel würde ich mich aus dem Lech (bzw. anfangs einem seiner Quellflüsse, dem Formarinbach – der trotz der Namensgleichheit nichts mit dem See zu tun hat) bedienen, feinstes eiskaltes Bergquellwasser.
Mehr als ein Mal passiert man Viehgatter, aber meist hört man die Rinder, Pferde oder auch Ziegen nur aus der Ferne bzw. man hört ihre Glocken bimmeln. An einer Stelle richte ich mich allerdings schon geistig auf Kühe schubsen ein, die Tiere stehen aber weit genug auseinander, sodass man Slalom um sie und um ihre Hinterlassenschaften, herumgehen kann.
Geröllfelder werden auch oft genug gequert und bei mehr als einem davon stelle ich mir schon die Frage, ob das Zeug erst diese Nacht runtergekommen ist und den Weg mit sich gerissen hat oder ob – und wo?! – hier der Weg tatsächlich entlang führt. Zumindest erkennt man an der gegenüberliegenden Seite meist ganz gut, wo es weitergeht, dazwischen suche ich mir im Zweifel halt den einfachsten Weg rüber.
“Rüber” ist auch ein super Stichwort, denn der Begriff “Brücke” ist auch recht kreativ ausgelegt. Sicher, es gibt, gerade wenn es am Ende der Etappe flacher wird, schöne Holz-, Stahl- oder Betonbrücken. Aber vorher sind das abenteuerliche Konstruktionen oder auch Mal nur ein schmaler Holzbalken oder ein Brett. Habe ich schon erwähnt, dass hier nicht nur vernünftige Schuhe, sondern auch meine Wanderstöcke ihr Gewicht in Gold wert sind?
Auf die Weise stakse ich anfangs fröhlich aber mit zunehmendem Frust weiter. Wenn ich meinen Hut nicht hätte, würde mir wahrscheinlich in kürzester Zeit ein Sonnenstich blühen. Spätestens ab 12 Uhr ist es einfach nur noch drückend heiß. Da es eh kaum Schatten gibt, mache ich meine erste größere Pause neben einer Brücke über den Fluss und stecke meine Füße ins Wasser. Tut das gut! Es ist warm/heiß genug, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, die Füße nicht ausreichend trocken zu bekommen und mit dann Blasen zu laufen. Die Pause bietet einiges an Unterhaltungswert, denn vier Leute versuchen ein ausgebüxtes Pferd wieder einzufangen, dass überhaupt nicht daran denkt, sich fangen zu lassen. Im Gegenteil, scheint es einen Heidenspaß daran zu haben, die vier fröhlich hinter ihm herjagen zu lassen.
Das Ensemble verschwindet irgendwann hinter der nächsten Hügelkuppe und ich nehme das als Zeichen, dass ich auch aufbrechen sollte. Die nächste Pause mache ich erst nach der Mündung des zweiten Quellbaches, des Spullerbachs und damit des Namenswechsels zum Lech. Hier gibt es so etwas wie eine Flussaue – wiese, ein paar Bäume und unter einer dieser Baumgruppen steht eine Bank. Im Schatten. Perfekt! Hier an der Stelle hat sich der Lech recht tief eingegraben, es kommt also ohnehin nicht viel Sonne hierher. Dementsprechend hat es im Verhältnis angenehme Temperaturen und ich nutze die Sonnenpause dazu, mich lang auf der Bank hinzulegen. Einfach ein bisschen die Beine hoch und dösen. Das ist gerade Urlaub und Entspannung pur. als ich dann irgendwann einen Blick auf die Wanderkarte werfe und sehe, wie weit es noch ist, bekomme ich dann aber doch ein leicht schlechtes Gewissen. Ich hatte eigentlich nicht vor, erst kurz vor dem Abendessen wieder im Hotel zu sein…
Weiter geht es über teilweise recht neu aussehende Stege direkt neben dem Lech. Entweder, die Konstruktionen wurden vor nicht allzu langer Zeit erneuert oder das (Steil-)Ufer ist in den letzten Jahren so weit erodiert, dass es notwendig war, hier eine Alternative zu bauen. Generell wird es gefühlt weniger holprig, aber immer wenn ich glaube “jetzt läuft’s”, reißt mich wieder ein Stück mit Steine oder Wurzeln aus meinen Gedanken. Den Kopf bekomme ich heute nicht frei, dazu muss ich mich viel zu sehr darauf konzentrieren, wo ich hintrete.
Das Gashaus “Älpele” auf ungefähr halber Strecke lasse ich im wahrsten Sinne de Wortes links liegen. Einerseits habe ich eben erst Pause gemacht, andererseits müsste ich da erst extra hinlaufen, denn es liegt abseits vom Lechweg an der Straße. Ich sehe aber aus der Ferne, dass es gut besucht zu sein scheint und auch mehrere Wanderer, die ein Stück vor mir gehen, biegen ab. Kann natürlich gut sein, dass viele davon hier ihre (Tages-)Wanderung beenden, denn dort hält auch der Bus zurück nach Lech.
An einer Stelle stehe ich zunächst Mal komplett auf dem Schlauch. Es geht links, es geht rechts, aber beide Wege sind mit einer Kette abgesperrt, an der ein rot-weißes Schild hängt. Ic sehe zwar, dass etwas auf dem Schild steht, aber bevor ich das lese, sagt mir mein Kopf: “Da darf man nicht durch!”, gefolgt von “…aber wo muss ich denn lang?” Ich gehe sogar ein Stück zurück, schaue auf die Wanderkarte und meine Navigations-App auf dem Handy, aber laut denen bin ich richtig. Aber nur gut, geht man zwei Schritte näher an die Schilder ran und schaut auch wirklich Mal drauf, kann man dort lesen, dass es nur ein Hinweis ist, den Weidezaun (ich nehme an, in dem Fall die Kette bzw. bzw. das Absperrband – als ob Vieh sich davon würde aufhalten lassen…) wieder zu schließen, nachdem man passiert hat. Das ist bei mir gar nciht nötig, denn ich steige einfach drüber, schließlich hängt das Gedöns gerade so auf Kniehöhe.
Ich mache noch ein drittes Mal Pause – irgendwo im Nichts stehen auf einer Anhöhe Bänke und Tisch, die ich als Einladung sehe. Eigentlich will ich gar nicht lange sitzen bleiben, aber ich merke, wie die Hitze mich schlaucht und ich bleibe dann doch ein paar Minuten sitzen. Ich fühle mich, als hätte ich schon 30 Kilometer in den Beinen.
Das letzte Drittel für heute sticht zwar landschaftlich nicht besonders hervor – wie auch, hier ist es generell wunderschön – aber es hebt sich trotzdem ab. Denn es gibt, da ich inzwischen deutlich unterhalb der Baumgrenze bin, viel, viel mehr Schatten. Drückend ist es zwar weiterhin und überall, aber außerhalb der prallen Sonne ist es erträglich. Auch komme ich inzwischen auf einfacher werdendem Geläuf viel schneller voran.
Ich habe im letzten Blogbeitrag ja schon kurz erwähnt, dass Lech recht “schicki-micki” ist. Da verwundert es nicht, dass man auf Höhe des Örtchens Zug an einem Golfplatz vorbeikommt. Die Prioritäten sind hier allerdings klar, denn es reicht nicht nur aus, dass Wanderer über eine Umleitung mit einem netten “Betreten verboten!”-Schild geführt werden. Zusätzlich ist auch noch auf mehreren hundert Metern Länge ein äußerst schicker Sandwall neben dem Weg aufgeschüttet worden. Mir ist schon klar, dass das wahrscheinlich dazu gedacht ist, dass man im Vorbeiflanieren nicht unvermittelt von einem Golfball getroffen wird. Aber man hätte diesen Schuttwall wenigstens ein bisschen hübsch gestalten können. Aber alles was da aktuell wächst, ist ziemlich spärliches Unkraut. Das ist mit weitem Abstand heute das hässlichste Wegstück. An einem Loch bzw. Abschlag kreuzen sich Golfkurs und Lechweg dann doch, aber wohl auch nur, weil es keine andere Möglichkeit gab, den Weg außenrum zu führen, denn es geht zurück zum Fluss und über eine Brücke wieder aufs andere Ufer.
Kurz vor Lech geht es am hiesigen Waldbad vorbei. Aber auch wenn der Gedanke, spontan samt aller Klamotten in den Pool zu springen, sehr verlockend ist, es ist nicht mehr weit bis ins Hotel und damit bis zu einer heißen Dusche und einem weichen Bett. Wenn ich mich jetzt hier ans Becken fläze, komme ich danach wahrscheinlich eh nur unwillig wieder hoch.
In Lech muss ich dem offiziellen Verlauf des Lechweg tatsächlich bis zum Ende folgen, denn das ist am Rüfiplatz gegenüber der Lechbrücke – und über eben diese muss ich rüber, denn mein Hotel liegt auf der anderen Seite.
Ich bin einigermaßen froh, meine Zimmertür hinter mir ins Schloss zu werfen. Die erste Maßnahme, direkt nachdem der Rucksack einfach irgendwo abgestellt wurde, ist, den Kopf im Waschbecken unter einen kalten Wasserstrahl zu halten. Meine Güte – das war deutlich, sehr deutlich anstrengender, als vorher gedacht! Aber schön war’s trotzdem.
“Hausarbeit” und Abendessen stehen dann für heute noch auf dem Plan. …und ein bisschen Grübeln über morgen. Denn es ist mit knapp 22 Kilometern bis nach Steeg ein gutes Stück weiter, als heute. Der Wetterbericht meint, es solle noch Mal ein bis zwei °C wärmer werden. Aber meine große Hoffnung ist, dass der Weg an sich einfacher wird. Zumindest taucht für die Strecke hinter Warth ab und zu das Wörtchen “Wanderweg” auf. Ich werd’s erleben.
Das hast du ganz toll beschrieben, Stefan., macht echt Spaß zu lesen. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!
Grüßle
Steffi
Hallo Stefan, auch ich finde deine Tourenbeschreibungen ganz toll. Ich fühle mich dann so, als wäre ich live dabei obwohl meine Tour schon 9 Jahre zurückliegt. Schade, dass du nicht im “Älpele” eingekehrt bist, an den Käskuchen den ich dort zu mir genommen habe, denke ich noch heute mit Wollust. Aber dafür warst du auf der Freiburger Hütte, die fehlt mir. Ich freue mich auf die weiteren Etappenberichte.