Highland Games

(Schottland-Roadtrip Teil 2)

Herzlich willkommen zum zweiten Teil des Reiseberichtes über meinen Roadtrip einmal rund um/durch Schottland im Jahr 2015. Im ersten Teil sind wir bis zum Nationalpark Loch Lomond & The Trossachs gekommen. Jetzt geht es weiter Kurs Nordwest in Richtung Küste und dann nordwärts in die Highlands.

Oban

Auf dem Weg an die Westküste kommt man an Lochawe vorbei, dass sinnigerweise direkt am Loch Awe liegt. Ein verschlafenes Nest, das eigentlich nichts besonderes bietet, aber gleich am Ortsrand liegt St. Conan’s Kirk, Von der Straße aus total unscheinbar, man könnte denken, es wäre eine kleine Dorfkirche, so wie 1000 andere auch. Aber geht man um die Kirche herum oder hinein, erlebt man eine echte Überraschung – man kann gut mitfühlen, dass der Erbauer, ein Architekt, sich hier Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts einen Lebenstraum erfüllt hat (angeblich hat er die Kirche gebaut, weil seiner Mutter der Weg in die nächste Kirche zu weit war). Es gibt sogar einen Kreuzgang, dessen Säulen und Holzverstrebungen von zwei alten Linienschiffen (also Ships of the Line – in dem Sinne historische Schlachtschiffe) der Royal Navy stammen. Mehr oder weniger direkt nebenan liegt die Ruine von Kilchurn Castle. Ich würde es mal umschreiben mit top Lage, aber schwer renovierungsbedürftig 😅 Da gibt es schönere Burgen /Schlösser/Ruinen in Schottland – aber dazu später mehr.

Weiter geht die wilde Fahrt nach Oban, an der Westküste Schottlands. Von hier aus könnte man mit der Fähre auf die Isle of Mull übersetzen. Das Örtchen ist wirklich schick, aber leider auch ein bisschen arg touristisch. Zieht man die Fish&Chips-Läden mal ab, bleiben eine alte Destillerie, ein hübscher Hafen und traumhafte Landschaft. Ach ja, und der Versuch, das Kolosseum in Rom nachzubauen. Immerhin die ersten beiden Umläufe Rundbögen hat man geschafft… Warum das Konstrukt aber McCaig’s Tower heißt? Keinen blassen Schimmer, von einem Turm hat es nämlich nicht allzu viel.

Wenige Kilometer nördlich von Oban kommt man an Castle Stalker vorbei. Um es einigermaßen positiv zu formulieren: Der kurze Abstecher lohnt nicht.

Glen Coe…

…oder: Wie Schottland für Hollywood aussieht. Gefühlt jeder Film, der in den letzten 30 Jahren in Schottland gespielt hat, wurde hier im Glen Coe gedreht – Braveheart, Rob Roy, James Bond, Harry Potter, … Aber ich kann es auch absolut verstehen, es ist wunderschön hier! Als meinen Camping Spot habe ich ein schickes Plätzchen gleich am Ufer des Gelencoe River auserkoren. Zelt aufschlagen, es sich bequem machen und nie wieder weg wollen! Traumhafte Landschaft und das schöbnste Wetter, das man sich vorstellen kann. Trotzdem bin ich irgendwann los, ich will ja auch was sehen.

Gleich an der A82, der Hauptverbindungsachse zwischen den High- und den Lowlands gibt es ein Besucherzentrum, in dem man sowohl einiges über die geologische und kulturelle Geschichte des Tals lernen kann, als auch die Startpunkte einiger Rundwege. Ich habe mir eine recht kurze Variante ausgesucht, da ich eigentlich noch eine Etappe des West Highland Way Richtung Süden in Angriff nehmen wollte. Die Idee habe ich aber schnell verworfen und bin stattdessen über zwei Tage verteilt „nur“ einige kurze Touren an verschiedenen Stellen des Tals gelaufen – hauptsächlich, weil ich meinen genialen Zeltplatz nicht verlassen wollte. Die meisten dieser Wege erreicht man, indem man entweder das Auto direkt auf einem der vielen Parkplätze an der A82 abstellt oder den Abzweigungen ein Stück weit folgt und dann einfach am Straßenrand abstellt. Es ist eigentlich egal, welchen Weg man wählt, es geht im Grunde am Anfang immer erst berghoch. Hat man eine gewisse Höhe erreicht, folgen die meisten Wege den Höhenlinien, so dass es wenig anstrengend ist und man die Aussicht voll genießen kann.

Einen kurzen Abstecher habe ich auch ins Rannoch Moor gemacht, das sich gleich östlich an das Glen Coe anschließt. Der landschaftliche Unterschied ist wirklich krass. Berge – Verzeihung, Munros – auf der einen Seite und flaches, fast ödes Land, dicht bewachsen mit Heidekraut auf der anderen.

Beides ist einfach unbeschreiblich schön und kann eigentlich nur zu Fuß richtig erkundet werden. Auch hier war ich dem Jedermannsrecht dankbar, dass ich an einer einzigartigen Stelle mein Lager aufschlagen konnte. Aber ich muss auch sagen, dass es echt schwierig ist, eine passende Stelle zu finden – es sind einfach SO viele Camper, Hiker, whatever unterwegs, dass man sich teilweise vorkommt, wie auf einem Campingplatz. Nur ohne Kiosk und Klo…

Fort William und Glen Finnan

Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, mir Fort William anzuschauen und vielleicht sogar eine Nacht zu bleiben. Aber als ich dort ankam, gab es erst einmal den vollen Touristenschock. Meine Güte, ist die Stadt voll! Hunderte Asiaten und größtenteils Rentner, die wahrscheinlich entweder auf einem „Europa in 6 Tagen“-Trip sind oder nur unbedingt mal mit dem Jacobite Steam Train fahren wollen. Das ist der Dampflok gezogene Zug aus den Harry Potter Filmen. Viel zu viel Trubel für mich – ich habe daher nur einen kurzen Ausflug entlang Neptune’s Staircase gemacht, einer der Schleusenanlagen des Caledonian Canal.

Gleich hinter Fort William in Richtung Norden zweigt die Straße in Richtung Glen Finnan ab. Ebenfalls wunderschön und für die Schotten historisch recht bedeutend. Wie schon im Glen Coe gibt es auch hier ein Besucherzentrum und auch hier habe ich es als Ausgangspunkt für einen kurzen Rundweg genutzt. Teilweise hat man eine schöne Aussicht auf Loch Shiel oder das Glenfinnan-Viadukt. Die Bogenbrücke kennt der eine oder andere vielleicht auch aus den Harry Potter Filmen. Falls man nicht auf Menschenmengen steht, sollte man rechtzeitig den Fahrplan des Jacobite Steam Train studieren und schauen, wann er *nicht* über das Viadukt fährt. Dass sich die Leute für den besten Punkt für ein Foto nicht geprügelt haben, ist echt alles. Aber so häufig am Tag fährt der Zug nicht (glaube 2 Mal), insofern braucht man vielleicht auch nur ein halbe Stunde warten, bis die ganzen Instagram-Opfer wieder weg sind. Viel schöner ist ohnehin der Weg am Ufer des Loch Shiel entlang, da wo auch das Monument steht. Die Landschaft ist hier deutlich stärker bewaldet, als weiter südlich im Glen Coe.

Eilean Donan Castle

Nach einer Nacht auf einem eher unspektakulären Campingplatz ging es am nächsten Tag zuerst wieder zurück zur A82 (wobei mir auffällt, dass ich den Abstecher nach Glen Finnan auf meiner Karte im ersten Teil gar nicht markiert habe…). Ein Stück weiter nördlich ging es dann links Richtung Isle of Skye. Leider nicht bis auf die Insel, das hebe ich mit für einen anderen Besuch auf. Ab hier geht es in den Northern Highlands fast ausschließlich auf Single Track Roads weiter. Die machen unheimlich Spaß zu fahren, ich mag Kurven, ich mag es, wenn die Straße nicht bretteben ist. Eigentlich darf man auf diesen schmalen Straßen 60 Meilen in der Stunde fahren, das sind fast 100 km/h. Ich fahre gerne ein bisschen zügig, aber an vielen Stellen wäre diese Geschwindigkeit echt übertrieben. Angepasste Geschwindigkeit ist hier angesagt. Mein Ziel war Eilean Donan Castle, in meinen Augen *DAS* klassische, schottische Castle überhaupt. Es ist bewohnt und man kann es besichtigen, lohnt sich auf jeden Fall. In einem See gelegen und nur über eine schmale Brücke zu erreichen ist es dazu noch sehr fotogen. Erstaunlicherweise waren hier deutlich weniger Touris unterwegs, als erwartet. Wobei der große Parkplatz davon zeugt, dass ich wohl einfach nur Glück hatte.


So, auch für diesmal soll es das gewesen sein. Es bleibt noch zu viel zu erzählen, um alles in diesen Beitrag zu packen und wenn ich den hier noch weiter ausbaue, wird es beim nächsten Mal zu kurz. Ihr dürft Euch unter anderem auf die Bealach Na Bà, einen Strandbesuch und einen Besuch bei Nessie freuen.

2 Gedanken zu “Highland Games

  1. Das weckt Erinnerungen. Wunderschöne Bilder, ich mag auch, dass Du offensichtlich ein Faible für Kultur und Historie hast. Der Harry Potter Hype hat leider manche Orte „versaut“. Eilean Donan Castle ist auch eins meiner Lieblingsschlösser, und das liegt natürlich nicht daran, dass dort mal der Highlander gefilmt wurde 😉

    1. Highlander, natürlich! Wie konnte ich den in meiner Aufzählung nur vergessen?! Ich rede mich raus mit: Der ist ja älter, als 30 Jahre 😜

      Kunst und Kultur muss auch mal sein. Ab und zu ein Museum, eine Ausstellung oder irgendwo eine Besichtigung. Ein bisschen was will ich ja auch – abgesehen von Fotos – von meinen Urlauben mitnehmen. Aber ich bin viel lieber an der frischen Luft.

      Vielen lieben Dank für die Blumen! Ein Fotograf ist an mich sicher nicht verloren gegangen, dazu schieße ich meine Bilder viel zu häufig im Automatik-Modus meiner Kamera(s). Aber für ein paar schöne Schnappschüsse, die dann auch bei mit zu Hause an der Wand landen, reicht es allemal.

      Viele Grüße
      Stefan

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