Mosel-Camino Tag 7 – Endspurt

14.04.2019 – Schweich – Trier (ca. 25 km)

Schnee. Nicht zu knapp. Ernsthaft jetzt?! Ich habe eigentlich keine besondere Lust darauf, durch ein Winterwunderland zu laufen. Bis ich mich nach dem Frühstück durchgerungen hatte, los zu laufen, war aber dann schon alles wieder geschmolzen. Mit ordentlich Wut und Frust im Bauch lief es sich auch die ersten zwei Stunden ganz hervorragend. Ich bin gut vorangekommen und dass mein Knie nach wie vor wehtut, kann ich ganz gut ignorieren.

Der Abstieg in die erste größere Ortschaft, das heißt den ersten Stadtteil von Trier, war nicht wirklich berauschend. Der abschüssige, asphaltierte Weg, ein Kreuzweg, war teilweise so vermoost, das es extrem rutschig war und das Laufen eher einem Eiertanz glich. Die anschließende Treppe runter nach Trier-Ehrang, war auch “interessant” zu laufen.

Direkt am Ortseingang hinter der Treppe finden sich Pfarrhaus und Kirche. Die Stimmen habe ich schon von oben gehört, und unten angekommen bin ich doch glatt in den Gottesdienst zum Palmsonntag geraten, den der Pfarrer vor dem Pfarrhaus abgehalten hat. Einerseits weil ich das ziemlich cool fand, und andererseits weil ich mich nicht dreist vorbei quetschen wollte, um schnell den Pilgerstempel in der Kirche abzugreifen, bin ich für den Rest des Gottesdienstes einfach dort geblieben. Einen kleinen Palmzweig habe ich auch bekommen. Auch heute wieder ein Unterschied zum Camino Frances – es gibt entlang des Mosel-Camino einfach keine Pilgergottesdienste. Ich bezweifle auch arg, dass in den verschiedenen Gemeinden überhaupt jeden Abend einen Gottesdienst gibt.

Nach dem Gottesdienst wurde ich prompt von einem Herrn angesprochen, ob ich denn Pilger sei, er war auch mal pilgern und wo ich denn noch hin wolle. Er hat mir dann auch verraten, wo ich in der Kirche den Pilgerstempel finde. Ich hatte mich von der Kirche aus gerade wieder auf den Weg gemacht, da tönt es von hinten “Sind sie ein Echter? Sie sind ein Echter!” von einer älteren Dame auf dem Fahrrad. Meine Gegenfrage, was denn ein Falscher sei, quittierte sie nur mit einem Lachen. Sie hat mich daraufhin noch ein Stück durch den Ort begleitet und wir haben uns über meinen Pilgerweg durch Spanien, ihre verschiedenen Pilgerwege und die Fußwallfahrt von Köln-Porz nach Walldürn (die ich bis dato überhaupt nicht kannte) unterhalten. Das war wirklich nett und die Art von Gespräch, wie sie auf dem Mosel-Camino teilweise arg vermisst habe. Am letzten Tag kommt immerhin doch noch ein bisschen Camino-Feeling auf.

Die weitere Strecke nach Biewer war dann der letzte Abschnitt, der noch ein wenig durchs Grüne ging. Auch hier gab es mal wieder keinen Stempel, da das einzige Restaurant, in dem es einen gegeben hätte, erst nachmittags auf macht. Von dort aus bin ich der Einfachheit halber dem Mosel-Radweg bis nach Trier hinein gefolgt. Einerseits weil ich keine Lust mehr auf eine weitere, in dem Fall völlig unnötige Steigung hatte, und andererseits weil der Weg entlang der Mosel ein gutes Stück kürzer ist. Immer im Hinterkopf habend, dass ich ja noch eine Verabredung mit meiner Mitfahrgelegenheit in Richtung Koblenz habe. Während mir die letzten Tage durch die teilweise sehr unebenen Wege das rechte Knie ordentlich wehgetan hat, aber ich keinerlei Probleme mit den Füßen hatte, war es heute genau umgekehrt. Durch die verhältnismäßig lange Strecke über Asphalt war die Etappe heute deutlich anstrengender für die Füße. Aber da ich auch irgendwie wollte, dass es möglichst schnell zu Ende geht, habe ich wohl auch ein bisschen zu sehr aufs Tempo gedrückt.

An der Basilika St. Matthias angekommen, dem Ziel des Mosel-Camino, war ich schon froh, dass ich mir das Innere überhaupt anschauen konnte. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass heute zum Sonntag alles geschlossen ist. Einen Pilgerstempel gab es in der Basilika natürlich nicht, aber auch hier hatte ich Glück. Die Pforte der Benediktiner-Abtei hat auch sonntagnachmittags geöffnet. Ich musste nur ein paar Minuten warten, denn ich wollte nicht so dreist sein und außerhalb der Öffnungszeiten klingeln. So aber habe ich von einem der Mitarbeiter dort (ich glaube, es war sogar Abt Ignatius Maaß persönlich, allerdings in „zivil“) zumindest noch meinen abschließenden Stempel ergattern können.

Mein Mosel-Camino ist hier und jetzt zu Ende. Im Gegensatz zum Frances bin ich nicht wehmütig oder traurig oder habe das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Momentan bin ich einfach nur froh, dass es vorbei ist und ich diese Nacht wieder in meinem eigenen Bett schlafen kann.

Da ich mit meinen Eltern am Hauptmarkt verabredet bin, stiefele ich noch etwa 2 Kilometer quer durch die Stadt. Das waren in der Vergangenheit schon immer die ätzendsten Abschnitte und das ist heute nicht anders. Die Altstadt ist wirklich nett und lohnt auf jeden Fall einen Besuch, aber der Weg dorthin ist eher Kategorie „naja“. Zum Abschluss noch eine schnelle Tasse schwarzes Gold, zur Feier des Tages und weil so schönes Wetter ist, draußen auf dem Markt.

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