Mosel-Camino – …und schwupps, ist es vorbei

Zum Abschluss des Mosel-Camino fehlt ja noch mein traditionelles Fazit. Es heißt ja, in Köln ist alles, was der Kölner bereits zum zweiten Mal macht, schon Tradition, also:

Eins Vorweg – dass ich den Mosel-Camino nicht von vorne bis hinten genießen konnte, ist nicht dem Weg an sich geschuldet. Ich war vielmehr körperlich nicht ganz fit, meine Stimmung war insgesamt nicht die beste, und dass ich bis zum Ende alleine laufen musste, hat den Frustfaktor nur noch verstärkt. Trotzdem möchte ich versuchen, hier ein mehr oder weniger objektives Fazit zu ziehen.

Der Mosel-Camino ist landschaftlich extrem schön. Man läuft zu 95 % durch Feld, Wald und Wiese. Natürlich gibt es auch asphaltierte Abschnitte, aber auch die sind hervorragend zu laufen. Es gibt ein paar Abschnitte, steile Abstiege zumeist, auf denen man recht vorsichtig sein muss, aber mit gutem Schuhwerk und Trittsicherheit sollte das für fast jeden zu schaffen sein.

Es gibt aber durchaus auch Abschnitte, bei denen ich dachte, ob dieser oder jene Abzweig jetzt wirklich nötig ist. Ob es jetzt einen Grund gibt, dass der Wegverlauf so ist wie er ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Der komplette Weg ist gut bis sehr gut markiert. An dieser Stelle ein ausdrückliche Lob an die Wegpaten, die ihren Job ehrenamtlich erledigen und das meiner Meinung nach verdammt gut machen. Aber wo beim Camino Frances die nächste Eskalationsstufe blinkende Leuchtpfeile oder sprechende Hinweistafeln wären (Hoffentlich habe ich jetzt niemanden auf blöde Ideen gebracht. Im Zweifelsfall streite ich alles ab!), sind die Markierungen am Mosel-Camino eher subtil. Wahrscheinlich ist es in Deutschland in irgendwelchen Gesetzen oder Vorschriften festgelegt, das Wegweiser für Wanderwege nicht größer als 10 x 10 cm sein dürfen. Aufgepinselte Pfeile an Hauswänden, Laternenpfählen oder Strommasten sind auch eher die Ausnahme. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser aus Spanien bekannte exzessive Markierungswahn in Deutschland unter Vandalismus oder gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr fallen würde.

Körperlich ist der Mosel-Camino deutlich anstrengender (zumindest für mich), als es der gesamte Camino Frances war, obwohl der über 5x so lang ist. Es gibt hier nur wenige Abschnitte, die annähernd flach verlaufen. Vielmehr geht es ständig auf und ab. Dadurch bin zumindest ich nur recht schwer auf “mein” Tempo bzw. meinen Rhythmus gekommen. Durch die Struktur des Weges, geht es auch deutlich stärker auf die Knie, dafür werden die Füße weniger beansprucht.

Ich habe nach meinem Weg durch Spanien ja bereits gesagt, dass ich einige Zeit brauche, bis sich bei mir der Zustand einstellt, in dem ich den Kopf wirklich frei bekomme. Durch die Kürze des Mosel-Camino habe ich das hier leider nicht erreichen können. Das ist aber mein persönliches Problem und nicht dass das Camino.

Ich wollte ja alleine laufen und das hat sich mehr als erfüllt. In der gesamten Woche, in der ich unterwegs war, habe ich mich vielleicht mit maximal fünf bis sechs Menschen unterhalten. Mitpilger waren auch sehr rar. Selbst im Sommer ist der Weg aber wohl alles andere als überlaufen. Frau Böcking von der Alten Lateinschule hat mir erzählt, dass sie im Jahr etwa 600 Übernachtungen hat, davon ungefähr 400 Pilger. Ich glaube, auf dem Camino Frances erreicht manche Herberge das schon vor Ende Januar.

Die gesamte Infrastruktur am Mosel-Camino steckt noch sehr in den Kinderschuhen. Selbst wenn ich jetzt einmal ausklammere, das ich außerhalb der Saison unterwegs war – Pilgerherbergen sind rar gesät, die Einkehrmöglichkeiten sind vielerorts übersichtlich und ÖPNV fand jetzt im Frühling zumindest in den kleineren Orten so gut wie gar nicht statt. Letzteres mag später im Jahr deutlich besser sein, wenn auch die Moselschifffahrt Ihrem Betrieb voll aufgenommen hat. Pilgerstempel bekommt man wahrlich nicht überall und die Vergabe ist leider auch sehr an die teilweise kurzen Öffnungszeiten von Touristen-Informationen oder der Pfarreien gebunden.

Trotzdem kann ich den Mosel-Camino weiterempfehlen. Ich würde ihn auch jederzeit noch einmal gehen, aber vielleicht nicht als Pilgerweg, sondern als “normalen” Wanderweg. Mit deutlich mehr Zeit nach hinten heraus, ist der Mosel-Camino natürlich ein super Start, wenn man weiter nach Luxemburg und Frankreich pilgern möchte.

In diesem Sinne: Buen Camino

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