Caminho Português Tag 6 – Von Wiedersehen und Missverständnissen

11. September 2020 – Labruja bis Valença (24 km)

Was soll ich sagen? Ich weiß jetzt auch wirklich nicht, wie das passieren konnte und damit konnte nun auch niemand rechnen, aber… Ich habe gut geschlafen! Es geschehen offensichtlich doch noch Zeichen und Wunder. Hingelegt, eingeschlafen, durchgeschlafen und kurz vor dem Wecker erholt wach geworden. Das ist mir nach den Erfahrungen der vergangenen Nächte fast schon unheimlich.

Wir wollen heute früh los, denn es sind einmal mehr Temperaturen deutlich über 30°C angekündigt. Im Gegensatz zu den letzten Versuchen hat es diesmal nicht nur mit dem frühen aufstehen geklappt, sondern sogar auch mit dem frühen losgehen. Es ist morgens so wunderbar kühl draußen, das muss man einfach ausnutzen. Kurz nach Sonnenaufgang sind wir schon unterwegs. Auf die Weise sollten wir den „schlimmsten“ Berg des Caminho Português schon sehr zeitig bezwungen haben und müssen uns da nicht auch noch bei Hitze hoch quälen.

Gipfelstürmer

Den „langen Anlauf“ bis zum letzten steilen Anstieg zum Franzosenkreuz, dem Cruz dos Franceses, haben wir uns ja gestern schon erarbeitet. Heute bleibt dann fast noch der verbleibende, steile Anstieg zum Kreuz und dem Gipfelchen dahinter übrig. Übrigens ist das der Hauptgrund, weshalb wir gestern in Labruja Station gemacht haben – wir hatten von vornherein wenig Lust, uns dieses Teilstück noch nachmittags anzutun. Dass es gestern ohnehin eher zäh war, hätte da auch kaum geholfen. Also wieder einmal alles richtig gemacht.

Der Anstieg hat es wirklich in sich. Es geht nicht nur steil bergauf, es ist auch noch extrem felsig. Wenigstens lässt es sich auf den groben Steinen gut kraxeln, denn sie sind durch hunderttausende Pilgerfüße (und bestimmt auch ein bisschen natürliche Erosion) schon so glatt geschliffen, dass man ausreichend Platz hat, seine Füße stabil irgendwohin zu setzen. Trotzdem ist es echt anstrengend.

Das Kreuz steht relativ unspektakulär direkt am Hang neben dem Weg. Der Legende nach haben Napoleons Truppen hier einen Tritt in den Hintern bekommen. Die Eroberung der iberischen Halbinsel hatte sich daraufhin auch bald erledigt.
Wie auch am Cruz de Ferro hat sich unter Pilgern hier die Tradition eingebürgert, einen Stein niederzulegen. Der Stein, den ich mitschleppe, hat allerdings einen ganz anderen Bestimmungsort. Manche Pilger hinterlassen hier wie dort leider viele Dinge, die für sie in diesem Moment wahrscheinlich einen hohen emotionalen Wert haben, die aber die Landschaft vermüllen – Kleidung, Teile aus Plastik, …

Der erste steile Abschnitt ist gar nicht Mal so lang und endet kurz hinter dem Kreuz, danach geht es für ein paar Meter parallel zur Höhenlinie an einem Wirtschaftsweg entlang. Ich denke mir gerade „…und für das bisschen wird so ein Aufriss gemacht?“, da holt mich die Realität mit Macht ein. Denn es geht wieder links hoch. Noch steiler, noch felsiger. Es sind nicht unbedingt viele Höhenmeter zu bewältigen, die sind aber dafür echt knackig.

Je höher es geht, desto mehr wandelt sich der Wald um einen herum von einem Mix aus Eukalyptus und Pinien zu einem reinen Pinienwald. Unterhalb des Plateaus des Alto de Portela Grande wird hier an vielen Bäumen Pinienharz abgezapft. Lina kramt aus ihrem Rucksack eine Plastiktüte und zapft sich ihrerseits ein bisschen was ab. Anschließend verschnürt sie das Bündel mehr als gut, denn wenn das im Rucksack irgendwie aufgehen sollte, die Sauerei will ich mir gar nicht vorstellen. Jedenfalls ist das geflügelte Wort für die nächste Stunde „Lina geht harzen.“

Wenn ich an den Anstieg zurückdenke, so schlimm war es eigentlich gar nicht. Schweißtreibend schon, aber es ist nun nicht so, dass es stundenlang steil nach oben geht. Nach vielleicht 20 Minuten war der Käse gegessen. Also alles nicht Mal halb so wild. Vielleicht viertelwild.

Oben auf dem Plateau ist es wunderschön. Abgesehen von unserem Gebrabbel ist es still, es geht ein wenig Wind und die Sonne steigt so langsam über die Bäume. Dazu eine wunderbare Fernsicht. Hier knipse ich mein Lieblingsbild dieses Caminho:

Jann ist ein bisschen philosophisch unterwegs. Ich kann ihm da aber absolut uneingeschränkt zustimmen:
Wir sind unglaublich privilegiert, dass wir solche Momente wie diesen erleben dürfen.

Melina und Jann waren einmal mehr ein bisschen schneller unterwegs, die beiden sitzen schon oben und machen Pause. Die erweitern sie ein wenig und pausieren mit uns gemeinsam, dann ziehen wir gemütlich weiter.

Runter kommen sie alle

Auf der anderen Seite des Berges geht es dann anfangs ordentlich steil bergab. Zwar ohne große Kletterei über Felsen, aber über losen Schotter, also heißt es Augen auf und die Füße immer schön vorsichtig voreinander setzen. Steinig wird es an ein, zwei kurzen Stücken doch, aber das bleibt alles in erträglichem Rahmen.

Teilweise wurde der Weg hier neu angelegt, vermutlich für die Holzwirtschaft. Gleich neben dem Weg wurde aus einigen der abgeholzten Bäume „etwas“ gebaut, das aussieht wie ein 5 Meter hohes, 10 Meter breites ziemlich löchriges Stück Zaun. Wir fragen uns allesamt, ob das Kunst ist oder ob das weg kann. Liegt wohl im Auge des Betrachters und es hat wahrscheinlich seinen Zweck erfüllt – wir reden immerhin drüber.

Über Wirtschafts- und Forstwege geht es dann immer gemächlicher durch den Wald bergab, bis wir kurz vor Rubiães auf die Nationalstraße stoßen. Glücklicherweise ist der Randstreifen breit genug, dass man bequem mit ein bisschen Abstand zur Fahrbahn drauf laufen kann. Viel Verkehr ist aber ohnehin nicht.

Hier stehen alle paar 100 Meter grün-gelbe Schilder, die einem auf die Minute genau sagen, wie lange man noch bis zum nächsten Ort braucht. Wir haben es nicht gestoppt oder uns sonstwie daran orientiert. Im Gegenteil, wir finden so eine Angabe vollkommen sinnfrei. Wer braucht sowas?

Gleich am Ortsrand von Rubiães kommen wir an der Herberge „ninho“ vorbei. Doro ist bekanntlich bestens vernetzt und so weiß sie, dass Andy hier sein müsste. Die Hospitalera ist gerade dabei, im ersten Stock Bettwäsche am Fester auszuschütteln und wir fragen bei Ihr kurzerhand nach. Klar, Andy ist hier. Er hat vorhin einen Kaffee getrunken (was auch sonst) und hat sich wieder ins Bett gelegt (es ist jetzt kurz vor 10 Uhr!). Gerade haben wir sie darum gebeten, dass sie doch Andy Bescheid sagen möge, wir warten in der nächsten Bar auf ihn, da steckt er seinen Kopf aus der Türe. Bisschen verknautscht, der Gute, aber er hat wohl bis mitten in der Nacht an seiner App gearbeitet. Wir sollen schon vorgehen, er käme dann direkt nach.

Gesagt, getan, zweigt der Wegs gleich danach von der Straße ab und führt am Ort vorbei an einem kleinen Bach entlang durch viel Grün. Eine Gelegenheit für einen Kaffee täte mir jetzt auch ganz gut, denn wir sind immer noch ohne Frühstück unterwegs. Der Weg erhört uns abermals, denn nach einer kleinen Brücke läuft man wieder auf die Straße zu, direkt auf Höhe einer Bar. Perfekt.

Ich habe es bis hierher geschafft, alle Stempel in meinem Credential, die nicht viel mehr sind, als ein Adressstempel, zu vermeiden. Auch in dieser Bar habe ich Glück – meinen Ausweis habe ich zwar schon gezückt, schaffe es aber, ihn unauffällig wieder wegzustecken, als ich sehe, was Jann da vor mir in seinen Pilgerpass gestempelt bekommt.

Frisch gepresster O-Saft ist hier auch ein rares Gut. Für ganze drei Gläser reicht der Orangen-Vorrat, dann ist Ende. Ich gehöre zu den Glücklichen, die noch einen abbekommen haben. Dafür ist es aber unfassbar, wie günstig Kaffee sein kann! Andy wird für seinen Espresso mit 50ct zur Kasse gebeten, mein Galão ist mit 65ct auch nicht wirklich viel teurer. Aber generell sind die Lebensmittelpreise in Portugal halt sehr, sehr niedrig.

Die glorreichen Sieben reiten wieder

Mit Andy zusammen, sind sie nun wieder da, die glorreichen Sieben. Sieben auf einen Streich. Die Sieben Schwaben. Für die sieben Zwerge sind wir wohl zu groß. Außerdem tragen wir keine Zipfelmützen.

Die nächsten Kilometer vergehen wie im Flug. Es ist meistens grün, grün, grün. Hohlwege wechseln sich mit Weinlauben ab. Da wir uns wieder angeregt unterhalten, wäre es uns vermutlich fast egal, selbst wenn der Weg durch einen Chemiepark oder etwas in der Art führen würde. Zwar geht es hinter Rubiães noch ein wenig bergauf, aber das ficht uns jetzt auch nicht mehr an. Nur als wir an einem kleinen Tor vorbeikommen, an dessen Pfosten weiße Pfeile aufgemalt sind, die ziemlich eindeutig auf das Schwimmbecken dahinter weisen, werden wir fast schwach. Es ist zwar fast sträflich, diese Einladung auszuschlagen, aber zum einen geht es sich gerade so angenehm, zum zweiten wollen wir nicht trödeln (die Nachmittagshitze, ihr wisst schon) und zum dritten sieht das Wasser auch nicht unbedingt frisch aus. Da es danach aber nur noch bergab bzw. durch verschiedene kleinere Ortschaften eben weitergeht, kommen wir auch ohne ein Bad ganz gut aus.

Ich weiß absolut nicht mehr, wie der Ort heißt, an dem wir unsere nächste Pause einlegen. Es ist an einer kleinen Bar in einem netten Häuschen, gegenüber ist ein Sportplatz und an der Ecke der Kreuzung hat es einen Brunnen. Da der „Zapfhahn“ auf einer für mich ergonomisch einwandfreien Höhe angebracht ist, haue ich beherzt auf den Knopf. Der Wasserdruck ist derart hoch, dass ich innerhalb von einer Sekunde bis zu den Knien nassgespritzt bin. Ich drücke beim zweiten Versuch ein bisschen weniger beherzt und halte dann meinen Kopf unter das wunderbar kalte Wasser.

Das bleibt aber nicht die einzige Erfrischung, denn Jann ist Trendsetter – er hat sich in der Bar ein Calippo gekauft. Calippo! Keine Ahnung, wie lang das her ist, dass ich mir so eins gegönnt habe. Ich glaube, da war ich noch in der Schule. Jedenfalls haben keine 5 Minuten später fast alle ein Eis in der Hand und zuzeln genüsslich daran. Nur Andy nicht. Der bleibt bei Espresso.

Valença ist nun wirklich keine große Stadt. Aber von Süden über den Caminho kommend, sind viele kleine Vororte fast nahtlos aneinander gewachsen, sodass es für die letzten Kilometer zum Glück nicht an der Nationalstraße entlang geht, aber leider doch an einer Straße parallel dazu. Hier haben wir zum ersten Mal seit einer Weile wieder unser Backofenproblem:
Die Straße führt fast genau nach Norden. Es ist inzwischen etwa 14 Uhr. Bäume gibt es am Straßenrand so gut wie keine. Der Asphalt reflektiert die Sonne nach Belieben. Also braten wir Mal wieder (un-)fröhlich vor uns hin. Wenn man genau drüber nachdenkt, könnte man sogar die Uhr nach stellen. Denn heute, wie auch in den letzten Tagen ist der Wind gegen 12 Uhr eingeschlafen und frischt dann erst nachmittags gegen 16 Uhr wieder auf.

Da jeder von uns mit der Hitze unterschiedlich klarkommt, zieht sich unser Grüppchen ziemlich in die Länge. Jann und ich ziehen davon. Doro und Andy stapfen ein paar Minuten hinter uns, Lina, Melina und Vroni tragen die rote Laterne.

Da wir vorweg gehen, obliegt es Jann und mir die nächste Pause zu bestimmen, was wir mit Freuden dann zeitnah auch tun. Valença ist zwar schon in Sichtweite, aber wir müssen für ein paar Minuten aus der Sonne raus. Die Bar ist ziemlich schmucklos, überzeugt aber dadurch, dass eine Gruppe älterer Portugiesen drinnen sitzt und lautstark Karten spielt. Für uns sind nur ein paar Plätze auf dem schmalen Bürgersteig übrig, die leider nur halb im Schatten der Markise liegen. Aber egal, sitzen und trinken. Andy toppt sich selbst und bestellt für sich gleich zwei Espressi auf einmal, das nenne ich Effizienz. Unsere Nachhut ist ganz schön geschafft, die drei Mädels leiden ziemlich. Aber wir haben es ja nicht eilig, daher bleiben wir einfach so lange sitzen, bis alle wieder fit genug sind.

Gleich um die Ecke steht eine kleine Kapelle, die für uns sogar einen Pilgerstempel bereit hält. So richtig überzeugt dieses Exemplar optisch zwar nicht unbedingt, aber es ist immer noch besser, als der tolle Stempel, den Jann sich vorhin in der Bar abgeholt hat.

Unser Appartement steht nicht oben in der Festung von Valença, sondern liegt gleich gegenüber vom Bahnhof. Bis dahin schlängelt sich der Weg noch weiter durch die Orte und ist echt unspektakulär. Es wird dann langsam auch Zeit, dass wir ankommen, denn Doro fängt schon wieder an zu fluchen.

Hätten wir besser Mal drüber gesprochen…

Andy geht noch über die Brücke nach Tui, denn in Valença ist absolut nichts mehr zu einem vertretbaren Preis zu bekommen. Er hätte sicherlich auch mit uns anderen in der Wohnung unterkommen können. Aber da gab es leider ein Missverständnis, das absolut nicht beabsichtigt war und dass dazu führt, dass für eine Weile ziemliche Spannungen in der Luft liegen.

Da ich wohl leider der Verantwortliche dafür gewesen bin, kann ich dafür im Nachhinein nur einmal mehr um Entschuldigung bitten. Aber der Reihe nach:

Ich hatte gesagt, dass es vielleicht nicht ganz so schlau sei, wenn wir mit 7 Personen vor der Vermieterin des Appartements stehen, wenn es mit 6 Leuten schon voll belegt ist bzw. 6 Personen angemeldet sind – denn gestern, als wir die Unterkunft gebucht haben, ahnte ja niemand, dass wir heute Andy wiedersehen. Damit wollte ich Andy absolut nicht ausschließen, zumal es ja etwas völlig anderes ist, was wir machen, wenn die Vermieterin wieder weg ist und wir den Schlüssel erstmal haben. Beim einen oder anderen der Gruppe ist das aber leider so angekommen, als wolle ich Andy nicht dabei haben. Das war nie der Fall und es tut mir ehrlich Leid, sollte es so rübergekommen sein. Nur hätte Andy auf dem Fußboden schlafen müssen, denn das Sofa war schon zum sitzen zu unbequem…

Dazu kommt dann noch, dass Vroni, Jann, Melina und ich gerne Essen gehen möchten, Doro und Lina aber lieber kochen wollen.

Vielleicht lag es daran, dass wir alle ein wenig durch waren, denn die letzten Kilometer durch die Sonne waren wirklich anstrengend. Vielleicht bekommen wir auch so langsam Lagerkoller. Auf jeden Fall hätten wir einfach ansprechen sollen, was uns gerade stört, dann wäre das wohl in 5 Minuten erledigt gewesen…

Während Doro und Lina einkaufen gegangen sind – in der Zwischenzeit lief eine Waschmaschine voll mit unseren gesammelten Pilgerklamotten – haben wir verbliebenen vier uns ein Restaurant in der Nähe ausgesucht. Wir ziehen los, als die beiden wiederkommen, müssen aber gleich umplanen, denn das Restaurant hat wider Erwarten geschlossen.

Das ist aber nicht weiter schlimm, denn in der Gegend hier gibt es mehr als genug Restaurants oder Bars, wir haben also die freie Auswahl. Wir entscheiden uns für ein portugiesisches Grill-Restaurant. Zwar hat die Küche noch nicht geöffnet, aber die Wartezeit überbrücken wir mit eiskaltem Bier. Als das Essen dann endlich kommt, ist es eine Orgie in Fleisch und echt lecker.

Auf dem Rückweg zum Appartement gehen wir noch einen kleinen Umweg zum nächsten Supermarkt, in dem wir noch zwei Sixpacks Bier kaufen, denn heute Abend gibt es bei uns Party:
Collin und Scott sind ebenfalls in Valença, die beiden kommen noch vorbei. Außerdem feiern wir unseren letzten gemeinsamen Abend.

Warum das? Nun, morgen geht es über die Grenzbrücke nach Spanien. Melina und Jann pilgern auf jeden Fall nach Santiago. Doro und Vroni machen kehrt, sie gehen den Küstenweg zurück nach Porto, wobei Vroni erst eine Pause einlegen möchte, denn ihre Blasen sind kein bisschen besser geworden. Lina ringt noch mit sich und will erst morgen auf der Brücke entscheiden, was sie macht.

Collin uns Scott machen sich morgen ebenfalls auf den Rückweg nach Porto.

Should I Spain or should I go?

Ich, nun, ich habe immer gesagt, dass ich mich auch erst entscheide, was ich mache, wenn ich vor der Grenzbrücke stehe. Aber um ehrlich zu sein, habe ich mich schon vor ein oder zwei Tagen entschieden – ich pilgere weiter nach Spanien und damit auch bis nach Santiago und Fisterra. Ja, in Spanien muss immer und überall eine Alltagsmaske getragen werden und angeblich steht die Polizei sogar mitten im Wald und kontrolliert, ob Pilger sich daran auch halten. Die Maske ist nervig, ja, aber wirklich einschränken tut sie mich auch nicht.
Ich habe es bis hierher geschafft und vor allen Dingen war es bis hierher ein so wunderbarer Weg mit tollen Menschen. Covid war viel weniger Thema, als ich es im Vorfeld befürchtet habe. Da wird es in Spanien wohl nicht viel schlimmer sein, zumal der (zu dieser Zeit einzige) Hotspot Madrid weit weg ist.
Dazu kommt, dass es mir ein inneres Bedürfnis ist, meinen Weg fortzusetzen. Ich habe – oben schon erwähnt – noch etwas zu erledigen und ich mag es nicht, Dinge halbfertig zurückzulassen.

Was für mich aber auch nach reiflicher Überlegung zählt ist, dass sich die Entscheidung einfach gut anfühlt. Punkt.

Hausparty light

Wer jetzt vermutet, dass wir groß auf die Kacke gehauen hätten, der liegt ziemlich daneben. Wir sitzen im Wohnzimmer am Esstisch, auf dem Sofa oder irgendwo auf dem Fußboden, nuckeln unsere Biere und unterhalten uns. Irgendwie hat niemand Fotos gemacht, schade eigentlich.

So richtig alt geworden ist aber niemand von uns. Trotzdem war es ein netter Abend und noch einmal so ziemlich alle Pilger um mich zu haben, die meinen Weg bis hierher begleitet haben, war ein echtes Highlight. Es tut mir Leid, dass Andy nicht dabei war, aber – Spoiler – um sich richtig von ihm zu verabschieden gab es dann doch noch eine Möglichkeit.

4 Gedanken zu “Caminho Português Tag 6 – Von Wiedersehen und Missverständnissen

  1. Calippo, ist das nicht so ein Wassereis in Quetschtüten gewesen? Gab’s die nicht auch mit Cola Geschmack?

    Die Idee von Vroni und Doro, über den Küstenweg zurückzulaufen, finde ich im übrigen auch eine durchaus plausible Option in diesen Zeiten. Aber natürlich freue ich mich, dass Du den Weg weiter gehen willst und bleibe neugierig, wie sich das Missverständnis mit Andy noch auflöst.

    1. Ja, genau – das war bzw. ist Calippo, Gibt es aber „nur“ noch in den Sorten Kirsch und Zitrone, zumindest gab es in Spanien keins mit Cola-Geschmack.
      Irgendwann kam damals dann das echt eklige Calippo „Fizz“ dazu. Das hat zwar im Mund geprickelt, aber dafür weniger geschmeckt…

      Wenn es mit Spanien gar nicht gegangen wäre – im wahrsten Sinne des Wortes – wäre das auch meine erste Alternative gewesen, an der Küste zurück zu gehen. Aber es hat sich damals gut angefühlt, weiterzugehen und auch jetzt, einige Wochen später, halte ich es für die für mich richtige Entscheidung. Ich kann aber jeden verstehen, der sich aus dem einen oder anderen Grund anders entschieden hat.

      Mit Andy selbst gab es gar kein Missverständnis. Er hatte schon bevor wir uns wiedergetroffen haben beschlossen, in Tui zu übernachten. Von daher haben wir uns dann auch gar nicht mehr darüber unterhalten. Das Missverständnis gab es zwischen Doro und mir. Aber auch da ist alles gut 😊

  2. Audrey im Wanderland – Bloggerin bei Audrey im Wanderland, meinem Fernwanderblog, auf dem ich fast 2.500 erwanderte Kilometer Etappe für Etappe zum Leben erwecke. Nach dem „Prinzip Lindenstraßen“ gibt es jeden Sonntag einen neuen Tagesbericht zum Nachlesen.
    Audrey im Wanderland

    Juhu – endlich „on Track“, denn hier, in Valença, treffen ja Küstenweg und Landweg zusammen, sprich hier kenne ich mich wieder aus.
    Valença wird für mich immer mit dem (O-Aron Hospitalera) „famos German writer” in Erinnerung bleiben. Bei dem handelte es sich dann ja weniger um einen Literaten als um Raimund Joos. Das war wirklich witzig 😂
    Und der Ansatz von Lagerkoller ist auch eigentlich typisch, oder? Das liebe ich ja so am Camin(h)o – dann verläuft es sich ein paar Tage, dann trifft man sich wieder und dann fällt man sich wie alte Sandkastenfreunde wieder um den Hals 😊

    1. …abgesehen von den Leuten, die einen Jalobsweg gemeinsam beginnen und irgendwie getrieben sind, diesen auch komme was wolle gemeinsam zu Ende zu bringen. Die reden dann unter Umständen den Rest ihres Lebens nicht mehr miteinander 😅

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